Haben Schlaganfälle bei wechselhaftem Wetter schlimmere Folgen?
Je größer die Temperaturschwankung, desto schwerer der Schlaganfall. Darauf weist eine Studie aus Südkorea hin, die aktuell bei der International Stroke Conference in Los Angeles vorgestellt wurde.
Je mehr die Temperaturen im Sommer schwanken, umso heftiger fallen Schlaganfälle aus, legt eine neue Studie nahe. Koreanische Forscher wollten herausfinden, wie sich die Differenz zwischen der höchsten und niedrigsten Tagestemperatur auf den Schweregrad von ischämischen Schlaganfällen auswirkt.
Dafür analysierte die Arbeitsgruppe um Dr. Minkyung Kang von der Staatlichen Universitätsklinik in Seoul Daten von mehr als 9.200 Patienten aus einem landesweiten Schlaganfallregister und untersuchte einen potenziellen Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der Anfälle und den Wetterinformationen der Sommermonate 2016, 2017 und 2018.
Mögliche Ursache: Unregelmäßiger Herzrhythmus und Blutfluss
Jeder Anstieg der durchschnittlichen Temperaturdifferenz um 5°C über drei Tage war mit einer Steigerung des Schweregrads der Schlaganfälle um 67% assoziiert, gemessen am National Institutes of Health Stroke Scale. Stieg die Temperaturdifferenz am Tag des Ereignisses um 5°C, ging dies mit einer Steigerung des Schweregrads um 9% einher. Je häufiger Temperaturschwankungen auftraten, desto schwerer schienen die Schlaganfälle zu sein.
Die Studienautoren waren von den deutlichen Assoziationen überrascht. Als Ursache vermuten sie, dass Änderungen der Temperatur das autonome Nervensystem beeinflussen und somit auch Herzfrequenz, Blutdruck und Atmung. Die Schwankungen könnten zu einem unregelmäßigen Herzrhythmus beitragen und den Blutfluss im Gehirn beeinträchtigen, was anfälliger für Schlaganfallschäden mache.
Überprüfen der Ergebnisse in weiteren Regionen sinnvoll
Dr. Larry Goldstein vom Neuroscience Institut in Kentucky hält die Ergebnisse für interessant. Die Ergebnisse müssen jedoch in anderen Regionen bestätigt werden, ergänzt er in einer Pressemitteilung der American Heart Association (AHA). Er selbst hatte ebenfalls zu Assoziationen zwischen Temperatur und Schlaganfallrisiko geforscht und es zeigten sich Unterschiede in verschiedenen Gegenden der USA.
Die Autoren der aktuellen Studie betonen die Relevanz der Ergebnisse in Bezug auf den Klimawandel, der voraussichtlich weltweite Temperaturschwankungen zu Folge haben wird. Sie plädieren dafür, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, und erwägen, eine App zu entwickeln, die individuelle Wetterinformationen liefert und bei riskanten Bedingungen Warnungen an Patienten mit erhöhtem Schlaganfallrisiko sendet, Aktivitäten im Freien einzuschränken.
Literatur
Kang M et al. Abstract WP250: Diurnal Temperature Range as a Risk Factor for Ischemic Stroke Severity in Summer. Stroke 2020. www.ahajournals.org/doi/10.1161/str.51.suppl_1.WP250
AHA-Pressemitteilung: Swings in daily temperature may affect stroke severity. 19.02.2020.