Bildgebung bei komplexen Läsionen: Je mehr desto besser?
Bei komplexen Läsionen kann eine intravaskuläre Bildgebung an diversen Schritten zum Einsatz kommen Kardiologen haben jetzt untersucht, ob sich der mehrfache Einsatz klinisch lohnt.
Eine intravaskuläre Bildgebung wird bei komplexen Interventionen häufig eingesetzt. Allerdings gibt es unterschiedliche Arten, damit zu arbeiten. Prinzipiell kann zum Beispiel der intravaskuläre Ultraschall (IVUS) vor Prädilatation, bei der Ermittlung der Stentgröße, bei der Stentplatzierung und zur Erfolgskontrolle nach Postdilatation eingesetzt werden. Nicht jeder Kardiologe nutzt aber bei allen Patienten alle Optionen.
IVUS bei allen Schritten
Anhand des koreanischen IRIS-DES-Registers wurde jetzt analysiert, ob es klinisch über einen Zeitraum von drei Jahren einen Unterschied macht, wie intensiv im Rahmen einer komplexen Intervention mit intravaskulärer Bildgebung gearbeitet wird. Insgesamt 9.525 Patienten wurden ausgewertet, bei denen entweder eine linke Hauptstammstenose, eine Bifurkationsstenose, eine lange oder diffuse Stenose von mehr als 30 mm Länge oder eine angiografisch stark kalzifizierte Stenose vorlag.
Primärer Endpunkt war ein Komposit aus kardialem Tod, erneutem Myokardinfarkt im Zielgefäß und Zielgefäßrevaskularisierung. Die genutzte Modalität der intravaskulären Bildgebung war weit überwiegend der IVUS.
Gesamtstrategie am besten
Insgesamt nutzten die koreanischen Kardiologen den IVUS bei 89,5% der Patienten vor Prädilatation, bei 54,0% der Patienten zur Auswahl der Stentgröße plus anschließender Kontrolle der Stentplatzierung und bei 58,1% der Patienten zur Erfolgskontrolle nach Postdilatation. Bei 35,4% der Patienten kamen alle Komponenten der bildgeführten Gesamtstrategie (image-guided pre-dilation, stent sizing, and post-dilation, iPSP) zum Einsatz.
Diese Patientengruppe mit „vollem iPSP-Programm“ war die Interventionsgruppe, die mit allen anderen Patienten verglichen wurde. Und sie schnitt im 3-Follow-up signifikant besser ab: 5,6% der Patientinnen und Patienten in der iPSP-Gruppe hatten innerhalb von drei Jahren ein Ereignis gemäß primärem Endpunkt, gegenüber 7,9% der Patienten, bei denen die iPSP-Komponenten nur teilweise oder gar nicht umgesetzt wurden. (HR 0,71; 95% KI 0,63-0,81; p<0,001) Die Kaplan-Meier-Kurven gingen dabei kontinuierlich auseinander, der Vorteil für die iPSP-Gruppe wurde also über die Jahre immer größer.
iPSP-Strategie konsequenter einsetzen
Getrieben wurde der Unterschied zum einen durch Sterblichkeit, zum anderen durch Zielgefäßrevaskularisationen. Nur bei den Myokardinfarkten im Zielgefäß war der Unterschied statistisch nicht signifikant, gleichwohl numerisch deutlich, mit einer relativen Risikoreduktion von 35% auch hier. In der Subgruppenanalyse gab es einen homogenen Nutzen über fast alle untersuchten Patientenpopulationen hinweg.
Besonders profitierten STEMI-Patienten von einem iPSP-Ansatz. Die Autoren empfehlen, iPSP konsequenter einzusetzen, auch dann, wenn DES der neueren Generationen genutzt werden.
Literatur
Park H et al. Optimal Stenting Technique for Complex Lesions. J Am Coll Cardiol Intv 2020; 13:1403–13