Herzinfarkt am Arbeitsplatz: Wie steht es um die Prävention?
Rettungskräfte, Piloten, Busfahrer – in solchen Berufen haben kardiovaskuläre Ereignisse während der Arbeitszeit besonders schwerwiegende Auswirkungen. Wird genug getan, um das zu verhindern?
Bestimmte Arbeitnehmer könnten von regelmäßigen Kontrollen ihrer Herzgesundheit profitieren, um kardiovaskuläre Ereignisse während der Arbeit zu vermeiden – etwa, wenn der Beruf ein erhöhtes Risiko dafür birgt oder ein solcher Zwischenfall auch andere Menschen gefährden kann. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle britische Übersichtsarbeit.
Dr. Iain Parsons vom Royal Center for Defense Medicine in Birmingham und sein Team fassen darin mithilfe internationaler Studien den aktuellen Forschungsstand zu Screenings, Monitoring und Risikomanagement in potenziell gefährlichen Berufen zusammen. Dazu zählen Jobs, in denen der Arbeitgeber verpflichtet ist, Risiken einzudämmen, zum Beispiel Feuerwehr, Polizei, medizinisches Personal und Militär, aber auch Piloten, Flugpersonal, Astronauten, Bus- und LKW-Fahrer.
Es gibt noch zu wenig Evidenz und Konsens
Den Forschenden zufolge fehlen in diesem Bereich Evidenz und Konsens, sodass Entscheidungen basierend auf Expertenmeinungen getroffen werden. Das könne die Konsistenz dieser Entscheidungen beeinträchtigen und werde von Arbeitgebern und -nehmern zunehmend infrage gestellt. Parsons et al. plädieren für mehr Forschung, um Arbeitnehmer und Bevölkerung zu schützen und gleichzeitig falsch positive Ergebnisse zu vermeiden, die Karrieren beenden könnten.
Bei Feuerwehrleuten zum Beispiel seien kardiovaskuläre Erkrankungen die häufigste Todesursache im Dienst, dieser Trend habe in den vergangenen zwanzig Jahren zugenommen. Herzinfarkt und plötzlicher Herztod seien für 45% der Todesfälle unter Feuerwehrleuten im aktiven Dienst verantwortlich und ereignen sich hauptsächlich bei der Brandbekämpfung. Zwar werde die kardiovaskuläre Fitness der Mitarbeiter überprüft, allerdings variieren die Tests international stark.
In risikobehafteten Berufen seien Mindeststandards für körperliche Fitness üblich, was erstens sicherstelle, dass ein Mitarbeiter körperlich anstrengende Aufgaben erfüllen könne. Zweitens könne das Unterschreiten von Fitness-Grenzwerten nicht diagnostizierte Gesundheitsprobleme aufdecken, die mit einem erhöhten Risiko für die Person selbst und andere einhergehen.
Experten empfehlen Standardisierung und Prävention
Weiter erforscht werden müsse Parsons und Kollegen zufolge, wann die körperliche Fitness beurteilt werden sollte, welche zusätzlichen Maßnahmen die Morbidität oder Mortalität senken könnten und welche Nachteile diese haben, etwa Kosten, Fehleinschätzungen oder den Verlust von Arbeitskräften. Da der Frauenanteil in riskanten Berufen steige, seien auch Studien dazu wichtig, wie ihr kardiovaskuläres Risiko am besten beurteilt und überwacht werden könne.
„Wir brauchen eine Zusammenarbeit von Arbeitgebern, Aufsichtsbehörden und medizinischen Gesellschaften, um transparente Kriterien für ein berufliches Screening zu etablieren, das individuelle Gesundheit, Patientenrechte und öffentliche Sicherheit in Einklang bringt“, fordern die Mediziner um Parsons. Am dringendsten sei, eine Standardisierung beim Screening und Risikomanagement von Arbeitnehmern zu erreichen und präventive Maßnahmen anzubieten.
Literatur
Parsons I et al. Cardiovascular risk in high-hazard occupations: the role of occupational cardiology. European Journal of Preventive Cardiology 2021.
https://doi.org/10.1093/eurjpc/zwab202
ESC-Pressemitteilung: Emergency workers need standard health checks to prevent heart events on the job. 17.12.2021.