Synkopen: Wie hoch ist das Unfallrisiko wirklich?
Fahrverbote bei Synkopen können Unfälle verhindern, sind aber auch belastend für die Betroffenen. In einer Studie wurde jetzt das Risiko von Personen mit Synkopen und das von anderen Patienten und Patientinnen der Notaufnahme verglichen.
Studien weisen darauf hin, dass Synkopen mit einem gesteigerten Risiko für Verkehrsunfälle einhergehen. Meist dienten Personen aus der Allgemeinbevölkerung als Kontrollgruppe. Kanadische Forschende haben jetzt herausgefunden, dass an Synkopen Erkrankte nicht häufiger in Autounfälle verwickelt waren als Menschen, die aus anderen Gründen die Notaufnahme aufgesucht hatten.
Einbezogen wurden mehr als 9.000 kanadische Patientinnen und Patienten, die sich aufgrund der ersten Episode einer Synkope in einer von sechs Notaufnahmen vorgestellt hatten, sowie mehr als 34.000 Kontrollpersonen, die wegen anderer Erkrankungen dort gewesen waren. Jeder Person mit Synkope wurden vier gleichaltrige Kontrollen mit gleichem Geschlecht zugeordnet, die im selben Monat in die Notaufnahme gekommen waren. Anhand von Versicherungsdaten wurde die Anzahl ihrer Verkehrsunfälle im folgenden Jahr verglichen.
Erhöhtes Risiko auch bei anderen Erkrankungen
Im Jahr nach dem Besuch der Notaufnahme hatten 9,2% der Personen mit Synkopen und 10,1% der anderen Erkrankten einen Autounfall, was keinen signifikanten Unterschied ergab. In den ersten 30 Tagen nach dem Aufenthalt in der Notaufnahme war das Unfallrisiko der von Synkopen Betroffenen im Vergleich zur Kontrollgruppe nicht signifikant erhöht, auch nicht bei Risikogruppen wie Senioren, Personen mit kardial bedingten Synkopen oder einem mittleren bis hohen Risiko für auf Synkopen folgende unerwünschte Ereignisse (definiert als ≥ 1 auf dem Canadian Syncope Risk Score).
„Strengere Fahrverbote nach einer Synkope sind möglicherweise nicht gerechtfertigt“, so die Forschenden um Dr. John Staples von der University of British Columbia in Vancouver. In einem begleitenden Kommentar schreiben Prof. Cary Gross von der Yale School of Medicine in New Haven et al., dass das nicht heiße, dass die Patienten und Patientinnen jetzt freie Fahrt hätten. Denn das Unfallrisiko sowohl der Synkopen- als auch der Kontrollgruppe mit anderen Erkrankungen war im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um 50% erhöht, mit Raten von 13,2 bzw. 12,2 gegenüber 8,2 Unfällen pro 100 Fahrerjahre.
Wie lassen sich Gefährdete identifizieren?
„Die größere Frage, die durch diese Ergebnisse aufgeworfen wird, ist, wie Personen identifiziert werden können, die möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Verkehrsunfälle haben, wenn sie nach einem Besuch in der Notaufnahme und vielleicht auch nach anderen akuten Erkrankungen fahren“, ergänzen Gross et al. Es sei nicht praktikabel, allen aus der Notaufnahme entlassenen Erkrankten mitzuteilen, dass sie nicht Auto fahren könnten. „Unsere Aufgabe ist es, Daten zu sammeln, um klarere Vorgaben zu entwickeln und für die Sicherheit von Patienten und Patientinnen sowie anderen Verkehrsteilnehmenden zu sorgen“, schließen sie.
Literatur
Staples J et al. Syncope and the Risk of Subsequent Motor Vehicle Crash. A Population-Based Retrospective Cohort Study. JAMA Internal Medicine 2022. https://doi.org/10.1001/jamainternmed.2022.2865
Gross C et al. Driving Safety After an Acute Illness—This Is Our Lane. JAMA Internal Medicine 2022. https://doi.org/10.1001/jamainternmed.2022.2874