Online-Artikel 25.02.2015

Katheterlabor: Jeder zweite Mitarbeiter hat‘s am Rücken

Mitarbeiter in Katheterlabors haben gehäuft orthopädische Probleme. Das ist Alltagserfahrung an vielen Kliniken. Jetzt gibt es dazu auch aktuelle Studiendaten aus den USA.

An insgesamt sechs Kliniken der Mayo-Gruppe wurden 2.862 ärztliche und nicht ärztliche Mitarbeiter radiologischer und kardiologischer Fachabteilungen angeschrieben und nach ihrem Gesundheitszustand befragt. 57 % der Befragten antworteten. Das ist ein ungewöhnlich hoher Rücklauf für derartige Erhebungen.

Ziemlich genau zwei von drei Studienteilnehmer gaben an, an Prozeduren in Katheterlabors beteiligt zu sein, die mit Strahlenexposition einhergehen. Alle anderen Mitarbeiter dienten als Kontrollgruppe.

Vor allem muskuloskelettale Beschwerden

Über alle Berufsgruppen hinweg gaben in der Gruppe mit „Katheterlaborexposition“ 54,7 % der Befragten an, dass sie an arbeitsbezogenen muskuloskelettalen Schmerzen litten, weit überwiegend im Bereich der Wirbelsäule. In der Vergleichsgruppe waren das signifikant weniger, nämlich 44,7 % (p < 0,001).

Auch nach Adjustierung für unter anderem Alter, Geschlecht, BMI, Berufsjahre und präexistierende muskuloskelettale Erkrankungen blieb der Unterschied signifikant. Die Wahrscheinlichkeit muskuloskelettaler Schmerzen war bei den Mitarbeitern im Katheterlabor um 67 % erhöht.

Ärzte nicht die Hauptleidtragenden

Der Blick in die Subgruppen brachte einige interessante Zusatzaspekte ans Tageslicht. So gab es eine klare Assoziation zwischen den Beschwerden und der Zeit, die die Befragten eine Bleiweste tragen. Katheterlabormitarbeiter, die von Schmerzen berichteten, gaben an, die Bleiweste im Median 15 Stunden pro Woche zu tragen. Schmerzfreie Mitarbeiter kamen im Median auf 5 Stunden (p < 0,001).

Auch war das Risiko für Frauen höher als für Männer. Und nicht ärztliche Mitarbeiter hatten mit rund 60 % ein deutlich höheres Risiko für das Auftreten muskuloskelettaler Schmerzen als ärztliche Mitarbeiter, von denen „nur“ 44 % von Beschwerden berichteten.

Auch wenn es sich nur um eine Querschnittserhebung handelt, sehen die Autoren nicht zuletzt aufgrund der Subgruppenanalysen in dem Ergebnis einen weiteren Beleg für die relativ hohen orthopädischen Risiken der Arbeit im Katheterlabor und für einen engen Zusammenhang zwischen orthopädischen Problemen und dem Tragen von Schutzkleidung. Die höhere Beschwerdeprävalenz bei nicht ärztlichen Mitarbeitern passt in dieses Schema, weil nicht ärztliche Mitarbeiter seltener als Ärzte den Arbeitsplatz wechseln oder aus dem Katheterlabor wegrotieren.

Krebsrisiko erhöht?

In einem begleitenden Editorial bezeichnet Professor James A. Goldstein aus Michigan die Ergebnisse als alarmierend. Er weist darauf hin, dass es neben der orthopädischen Problematik relativ gute Daten für ein erhöhtes Kataraktrisiko bei Mitarbeitern in Katheterlabors sowie zumindest erste Hinweise auf eine erhöhte Krebsinzidenz gebe. In der aktuellen Studie war die Krebsinzidenz bei den Mitarbeitern des Katheterlabors allerdings nicht erhöht. 

Literatur

Orme NM et al. Occupational Health Hazards of Working in the Interventional Laboratory : A Multisite Case Control Study of Physicians and Allied Staff. J Am Coll Cardiol. 2015;65(8):820-826

Goldstein JA. Orthopedic Afflictions in the Interventional Laboratory. J Am Coll Cardiol. 2015;65(8):827-829