Was sagt der Lp(a)-Wert über die Plaqueprogression aus?
Patienten mit hohen Lipoprotein-a-Spiegeln haben ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Eine Studie liefert jetzt Hinweise, warum das so ist. Zusammen mit weiteren Daten könnte das neue Behandlungsansätze eröffnen.
Erhöhte Lipoprotein-a-Werte (Lp(a)) korrelieren mit einem gesteigerten Risiko für Herzinfarkte – die zugrunde liegenden Mechanismen sind jedoch noch unklar. Möglicherweise können neue Daten aus den Niederlanden dazu beitragen, sie besser zu verstehen. Einer Studie zufolge können serielle CT-Koronarangiografien (CCTA) bei Patienten mit fortgeschrittenem chronischem Koronarsyndrom (CCS) neue Einblicke in den Zusammenhang zwischen Lp(a)-Spiegeln und Plaqueprogression liefern.
Ein Forscherteam um Yannik Kaiser von der Universität Amsterdam analysierte Daten von 191 Patienten mit fortgeschrittenem CCS. Fast alle nahmen präventiv Statine und Thrombozytenaggregationshemmer ein. Zu Studienbeginn und nach zwölf Monaten hatten sie sich einer CCTA unterzogen, zudem waren ihre Lp(a)-Werte gemessen worden. Die Mediziner prüften, ob und inwieweit die im Koronar-CT detektierten Veränderungen der Plaquestrukturen mit den jeweils gemessenen Lp(a)-Konzentrationen in Verbindung stehen könnten.
Lp(a)-Werte korrelieren mit Plaqueprogression
Patienten mit hohem Lp(a), definiert als mindestens 70 mg/dL, hatten zu Studienbeginn höhere HDL-Cholesterin-Werte und ASSIGN-Scores (kardiovaskulärer Risikoscore) als Patienten mit niedrigem Lp(a). Sie hatten aber vergleichbare koronare Kalk-Scores (CAC) und eine ähnliche Plaquelast.
Nach einem Jahr hatten die Plaques mit sehr geringen Dichtewerten (low-attenuation plaque, LAP) bei den Patienten mit hohen Lp(a)-Werten signifikant um 26,2 mm3 zugenommen, während sie sich bei den Patienten mit niedrigen Lp(a)-Spiegeln signifikant um 0,7 mm3 verringert hatten. LAP haben typischerweise einen Kern mit nekrotischen Anteilen. In einer multivariaten Regressionsanalyse erhöhte sich das LAP-Volumen signifikant um 10,5% für jede Zunahme der Lp(a)-Werte um 50-mg/dL.
Bei der Volumenänderung der kalzifizierten und nicht kalzifizierten Plaques entdeckten die Mediziner im CCTA keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Die Patienten waren median 66 Jahre alt, 80% waren Männer. Die Ergebnisse waren auf Störfaktoren wie BMI, Alter, Geschlecht und Begleiterkrankungen adjustiert worden.
Lp(a) als mögliches Behandlungsziel bei Arteriosklerose?
„Bei Patienten mit fortgeschrittenem CCS sind hohe Lp(a)-Konzentrationen mit einer beschleunigten Progression von LAP assoziiert, selbst wenn sie vorbeugende Therapien erhalten“, fassen Kaiser et al. zusammen. Dies sei eine mögliche Erklärung für den Zusammenhang zwischen Lp(a) und dem hohen Restrisiko für die Entwicklung eines Myokardinfarkts. Diese Erkenntnisse unterstützten den Stellenwert von Lp(a) als Behandlungsziel bei Arteriosklerose, so die Autoren.
„Das Neue an der Studie ist, dass sie den Beginn unseres Verständnisses der Rolle von Lp(a) bei der Plaqueprogression darstellt“, schreiben Prof. Sotirios Tsimikas von der Universität Kalifornien und Kollegen in einem Begleitkommentar. In früheren Studien sei es schwierig gewesen, starke Assoziationen zwischen Lp(a) und dem Ausmaß oder Fortschreiten von CAC zu finden, obwohl erhöhte Lp(a)-Werte zusammen mit einem hohen CAC Patienten mit höherem Risiko identifizierten. Weitere Daten dazu werden 2025 von der HORIZON-Studie erwartet, was bei positivem Ausgang zu neuen Medikamenten führen könnte.
Literatur
Kaiser Y et al. Association of Lipoprotein(a) With Atherosclerotic Plaque Progression. Journal of the American College of Cardiology 2022.
https://doi.org/10.1016/j.jacc.2021.10.044