Auch bei PAVK scheint eine intensive Statin-Therapie von Vorteil zu sein
Bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) reduzieren Statine bekanntlich die Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse. Auch bei diesen Patienten scheint eine intensive Lipidsenkung die beste Option für eine Risikoreduktion zu sein, wie eine neue Studie nahelegt.
Aufgrund ihres erhöhten kardiovaskulären Risikos sollten auch Patienten mit PAVK eine lipidsenkende Behandlung mit einem Statin erhalten, empfehlen die europäischen Fachgesellschaften der Kardiologen (ESC) und Gefäßchirurgen (ESVS) in 2017 veröffentlichten und erstmals gemeinsam konzipierten Leitlinien für das Management bei PAVK. Danach soll das LDL-Cholesterin auf Werte < 70 mg/dl oder um mindestens 50% in Relation zum LDL-Ausgangswert gesenkt werden.
Das dürfte bei vielen PAVK-Patienten nur mit intensiver Lipidsenkung durch Gabe eines hoch dosierten Statins erreichbar sein. Die Evidenz dafür, dass eine solche Therapie klinisch wirksamer ist als eine moderate Lipidsenkung, stammt allerdings primär aus randomisierten Studien bei Patienten mit KHK oder Schlaganfall. Entsprechende Belege für die bessere präventive Wirksamkeit einer intensiven Statin-Therapie bei kardiovaskulären Risikogruppe der PAVK-Patienten gibt es so gut wie nicht.
Daten von mehr als 155.000 Patienten analysiert
Vor diesem Hintergrund legen US-Forscher um Dr. Shipra Arya von der Emory University School of Medicine in Atlanta nun eine Beobachtungsstudie vor, deren Ergebnisse in der Tat dafür sprechen, auch Patienten mit PAVK wenn möglich mit einem Statin in der höchsten noch verträglichen Dosierung zu behandeln. Die Untersucher stützten sich dabei auf zwischen 2003 und 2014 erhobene Daten von 155.647 Patienten mit diagnostizierter PAVK aus der Datenbank der nationalen Veterans Health Administration (VHA).
Die Dauer der Nachbeobachtung betrug im Schnitt knapp sechs Jahre. In dieser Zeit wurden in der analysierten Patientenpopulation 10.824 Fälle von Amputationen und 63.287 Todesfälle registriert.
Mehr als ein Viertel aller Patienten (n=45,503; 28.0%) erhielt zum Zeitpunkt der PAVK-Diagnose kein Statin. Darunter waren 28.351 Patienten (18.2%), die zwar nicht mit einem Statin, wohl aber mit plättchenhemmenden Medikamenten behandelt wurden. Diese Patienten dienten als Referenzgruppe für die vorgenommenen Vergleiche mit denjenigen Patienten die entweder eine Statin-Therapie in niedriger oder moderater Dosierung (n=60.338; 38.8%) oder eine intensive Lipidsenkung mit einem hoch dosierten Statin (n=19.301,12.4%) bekamen.
Sterbe- und Amputationsrisiko signifikant niedriger
Wie eine für mögliche Störfaktoren wie Alter, Geschlecht, Ko-Morbidität und Ko-Medikation adjustierte Analyse ergab, war eine Statin-Therapie von niedriger bis moderater Intensität mit einem relativ um 17% niedrigeren Sterberisiko assoziiert (Hazard Ratio 0,83). Bei Patienten mit intensiver Statin-Therapie war die Mortalität relativ um 26% niedriger als in der Referenzgruppe mit plättchenhemmender, aber ohne lipidsenkender Therapie (HR 0,74).
Eine ähnliche „dosisabhängige“ Assoziation zeigte sich auch im Hinblick auf das Amputationsrisiko, das im Fall einer niedrig oder moderat dosierten Statin-Therapie relativ um 19% (HR 0,81) ] und bei intensiver Statin-Therapie relativ um 33% (HR 0,67) niedriger war. Bezüglich der Effektstärke der Assoziation war der Unterschied zwischen moderater und intensiver Lipidsenkung signifikant (p<0,001). Die Assoziation der intensiven Statin-Therapie mit einem niedrigeren Sterbe-und Amputationsrisiko blieb auch in zusätzlich vorgenommenen „gematchten“ Analysen (Propensity Score) sowie in Sensitivitäts- und Subgruppen-Analysen signifikant und erwies sich damit als „robust“.
Literatur
Arya S. et al.: Statins Have a Dose-Dependent Effect on Amputation and Survival in Peripheral Artery Disease Patients. Circulation 2017, 10.1161/CIRCULATIONAHA.117.032361