E-Zigaretten und Tabak – beides zu rauchen, ist offenbar genauso schädlich
Viele Raucher versuchen, ihr Gesundheitsrisiko zu verringern, indem sie klassische Zigaretten nur teilweise durch E-Zigaretten ersetzen. Diese Rechnung scheint einer aktuellen Analyse nicht aufzugehen.
Personen, die E-Zigaretten und Tabak rauchen, weisen ähnliche Entzündungswerte und oxidative Stresslevel auf wie klassische Raucher und damit eine ähnliche kardiovaskuläre Prognose. Das zeigt eine US-Analyse von Daten aus der PATH-Studie zu Tabakkonsum und Gesundheit der Bevölkerung.
Teilnehmer, die lediglich E-Zigaretten rauchten, hatten ein ähnliches Biomarker-Profil wie Nichtraucher, stellten Forscher um Dr. Andrew Stokes von der Universität Boston fest. Für die Studie untersuchten sie Biomarker, die auf zukünftige kardiovaskuläre Ereignisse hinweisen: 8-Isoprostan im Urin, um den oxidativen Stress zu messen, und die vier Entzündungsmarker hochsensitives C-reaktives Protein (hs-CrP), Interleukin-6, Fibrinogen und interzelluläre Adhäsionsmoleküle.
Langzeitschäden noch schwer festzustellen
Eine Assoziation zwischen diesen Markern und dem Tabakkonsumverhalten herzustellen, ist den Forschern zufolge der erste Schritt, um langfristige Schäden festzustellen. Diese sind noch schwierig zu untersuchen, da E-Zigaretten erst seit relativ kurzer Zeit erhältlich sind. Deshalb analysierten die Wissenschaftler frühe Stadien des Krankheitsverlaufs.
Ähnliche Studien weisen auf negative Effekte von E-Zigaretten hin. Deshalb hat die Europäische Gesellschaft für Präventive Kardiologie im vergangenen Jahr ein Positionspapier herausgebracht, in welchem sie vor den kardialen Folgen von E-Zigaretten warnt.
Für die aktuelle Studie hatten mehr als 7.000 Probanden Blut- und Urinproben zur Verfügung gestellt. Basierend auf ihrem Tabak- und E-Zigarettenkonsum der vergangenen 30 Tage teilte das Forscherteam die Teilnehmer in vier Gruppen: Raucher klassischer Zigaretten (29,6%), Raucher von E-Zigaretten (1,9%), Personen, die beides konsumierten (9,9%), und Nichtraucher (58,6%).
Nach Adjustierung auf verschiedene Variablen waren die Risikomarker für klassische Raucher und Doppelkonsumenten um bis zu 41% höher als bei Nichtrauchern. Die E-Zigarettenraucher hatten eine signifikant niedrigere Konzentration an Biomarkern für oxidativen Stress und Entzündungsmarkern als die Tabakraucher, abgesehen von hs-CrP.
Besser ganz auf Zigaretten verzichten
„Viele klassische Raucher versuchen, durch die gleichzeitige Verwendung von E-Zigaretten ihr Gesundheitsrisiko zu verringern oder einen Rauchstopp zu erreichen. Unsere Studie weist darauf hin, dass das möglicherweise nicht funktioniert – die Betroffenen sollten stattdessen auf jegliche Art von Zigaretten verzichten“, raten Stokes und Kollegen.
Auch wenn in der Analyse bei E-Zigarettenrauchern ein ähnliches Biomarker-Profil wie bei Nichtrauchern beobachtet worden sei, bedeute das nicht, dass E-Zigaretten für Menschen, die noch nie geraucht haben, harmlos seien. Größere Studien seien notwendig, um mehr darüber herauszufinden, schließen die Forscher.
Literatur
Stokes A et al. Association of Cigarette and Electronic Cigarette Use Patterns With Levels of Inflammatory and Oxidative Stress Biomarkers Among US Adults: Population Assessment of Tobacco and Health Study. Circulation 2020. https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.120.051551