Krebspatienten: Bessere Prognose mit ASS?
Die Studienlage zum Langzeitnutzen von ASS bezüglich Krebserkrankungen und Mortalität ist kontrovers. Jetzt gibt es neue Hinweise darauf, dass die Einnahme des Plättchenhemmers die Überlebenschancen bei einigen Krebsarten möglicherweise verbessern kann.
Bei älteren Patienten mit Harnblasen- oder Mammakarzinomen könnte die regelmäßige Gabe von Acetylsalicylsäure (ASS) das Mortalitätsrisiko verringern, entdeckten US-amerikanische Forscher. Bei anderen Krebsentitäten zeigte sich dagegen kein Effekt.
Das Team um Dr. Holli Loomans-Kropp vom Nationalen Krebsforschungsinstitut in Rockville analysierte Daten von knapp 140.000 Patienten, die mindestens 65 Jahre alt waren und an einer großen Krebsstudie teilgenommen hatten. Ihr ASS-Gebrauch war anhand von Fragebögen ermittelt worden, Informationen zum Auftreten verschiedener Karzinome und dem Überleben stammten aus Krankenakten, Berichten und Sterbeurkunden der Teilnehmer. Die Forscher verglichen das Risiko für Krebserkrankungen und Tod bei Personen mit und ohne regelmäßige ASS-Einnahme.
Rund ein Viertel erkrankte an Krebs
Während der Nachbeobachtungszeit erkrankten fast 33.000 Teilnehmer an Krebs: 14% der Kohorte entwickelten Mammakarzinome, 5% Harnblasenkarzinome, 3% Pankreaskarzinome, 2% Uterus-, 1% Magen- und 1% Speiseröhrenkrebs. ASS-Gebrauch war nicht mit der Inzidenz einer dieser Krebsentitäten bei über 65-Jährigen assoziiert.
Jedoch ging die Einnahme von ASS mindestens dreimal pro Woche mit verbesserten Überlebenschancen bei Blasen- und Brustkrebs einher. Sie korrelierte mit einem um 33% bzw. 25% verringerten Mortalitätsrisiko. Ähnliche Beobachtungen machten die Forscher für jeglichen ASS-Gebrauch unabhängig von der Häufigkeit, der immerhin noch mit einem um 25% bzw. 21% verringerten Mortalitätsrisiko bei Harnblasen- oder Mammakarzinomen einherging. Beides blieb nach Adjustierung auf Faktoren wie Raucherstatus oder Begleiterkrankungen bestehen. Bei den anderen Krebsarten wurden keine solchen Assoziationen festgestellt.
Mögliche Schäden nicht ausgeschlossen
Loomans-Kropp und Kollegen erwähnen auch die ASPREE-Studie, die im Gegensatz zur aktuellen Analyse auf erhöhte Sterberaten von Krebspatienten bei ASS-Gebrauch hinweist, etwa bei kolorektalen Karzinomen. Dies sei jedoch besonders bei Krebs im fortgeschrittenen Stadium der Fall gewesen und Teilnehmer mit okkulten Metastasen seien nicht ausgeschlossen worden. Zudem haben die meisten Probanden vor Studienbeginn nicht regelmäßig ASS eingenommen. Diese Details könnten möglicherweise zu den kontroversen Ergebnissen beigetragen haben, vermuten die Forscher.
Andere Studien stimmen dagegen mit der aktuellen Untersuchung überein, dass sich ASS positiv auf die Prognose von Krebspatienten auswirken könnte. „Unsere Ergebnisse sind ein weiterer Hinweis darauf, dass ASS die Überlebenschancen bei einigen Krebsentitäten verbessern könnte. Während sich frühere Untersuchungen vor allem auf gastrointestinale Tumoren konzentriert haben, weitet unsere Studie die mit ASS assoziierten Vorteile auf Harnblasen- und Mammakarzinome aus. Auch wenn ASS einen schützenden Effekt haben könnte, bleibt es notwendig, neben dem Nutzen auch mögliche Schäden durch den Langzeitgebrauch von ASS zu berücksichtigen“, so die Wissenschaftler.
Da die aktuellen Ergebnisse nur Assoziationen aufzeigen, kann auf keine kausale Wirkung von ASS auf die Überlebenschancen von Krebspatienten geschlossen werden.
Literatur
Loomans-Kropp H et al. Evaluation of Aspirin Use With Cancer Incidence and Survival Among Older Adults in the Prostate, Lung, Colorectal, and Ovarian Cancer Screening Trial. JAMA 2021. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2020.32072