Welche Ernährungsweise schützt das Herz am besten?
Vegetarisch, pescetarisch, nur Geflügel oder doch jede Art von Fleisch? Bei der Ernährung gehen die Meinungen über das Optimum auseinander. Bezüglich des Risikos für kardiovaskuläre Erkrankungen scheinen einige Essgewohnheiten jedoch besser abzuschneiden als andere.
Schlechte Ernährung verursacht früheren Studien zufolge jährlich etwa 10 Millionen Todesfälle weltweit. Davon sind etwa 3,8 Millionen auf zu wenig Obst und Gemüse, 1,4 Millionen auf zu wenig Meeresfrüchte und 150.000 auf zu viel rotes und verarbeitetes Fleisch zurückzuführen. Schottische Forscher untersuchten jetzt, wie sich bestimmte Ernährungsweisen auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirken.
Dafür verglichen sie das Inzidenz- und Mortalitätsrisiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, ischämische Herzerkrankungen, Myokardinfarkt, Schlaganfall und Herzinsuffizienz bei Vegetariern, Fisch-, Geflügel- und uneingeschränkten Fleischessern.
Fischesser profitieren am meisten
Über median knapp neun Jahre hatten die Pescetarier verglichen mit den Fleischessern ein um 7% relativ geringeres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse. Für ischämische Herzerkrankungen war es um 21%, für Herzinfarkt um 30%, für Schlaganfall um 21% und für Herzinsuffizienz um 22% reduziert, jeweils nach Bereinigung um Störfaktoren.
Personen, die sowohl Fisch als auch Geflügel aßen, hatten dagegen kein geringeres Risiko für die Erkrankungen als Fleischesser. Vegetarier hatten gegenüber den Fleischessern immerhin noch ein um 9% niedrigeres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Zwischen den Ernährungsweisen und der kardiovaskulären Mortalität beobachtete das Forscherteam keine Assoziationen.
Für die Studie analysierten die Wissenschaftler um Fanny Petermann-Rocha von der Universität Glasgow Daten der britischen Biobank. Sie ermittelten die Erkrankungen und Essgewohnheiten von fast 423.000 Teilnehmern, 55% davon waren Frauen. Entsprechend ihrer Ernährung teilten die Forscher sie in vier Gruppen und berechneten Assoziationen mit den Erkrankungen.
Effekt bei Männern stärker
94,7% der Kohorte waren Fleischesser – sie waren häufiger adipös im Vergleich zu den anderen Ernährungsgruppen. Insgesamt waren die vorteilhaften Assoziationen zwischen Essgewohnheiten und kardiovaskulären Ergebnissen bei Männern und nicht adipösen Personen am stärksten.
Die positiven Ergebnisse der Pescetarier überraschten das Forscherteam nicht: „Fisch ist eine wesentliche Quelle für kardioprotektive Nährstoffe wie mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Vitamin D und Selen. Dass Fischesser mehr davon aufnehmen als die anderen Gruppen, könnte ihr geringes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erklären“, so Petermann-Rocha und Kollegen.
Die Forscher schlagen vor, eine pescetarische Ernährung zu fördern und gleichzeitig den Fleischkonsum einzuschränken, insbesondere von rotem und verarbeitetem Fleisch. „Die Vegetarier konsumierten in der Studie jedoch mehr ungesunde Lebensmittel wie Chips oder Pizza als die Fleischesser. Den Fleischverzehr zu reduzieren reicht nicht aus, um gesundheitliche Risiken zu verringern, wenn die restliche Ernährung nicht ausgewogen ist“, resümieren sie.
Literatur
Petermann-Rocha F et al. Vegetarians, fish, poultry, and meat-eaters: who has higher risk of cardiovascular disease incidence and mortality? A prospective study from UK Biobank. European Heart Journal 2020. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehaa939