Doppelte Diät = doppelter Effekt?
Doppelte Diät, doppelter Effekt? Eine randomisierte Studie aus China mit adipösen Personen legt nahe: Wer die Kalorienzufuhr konsequent senkt, kann sich das Intervallfasten sparen.
Adipositas begünstigt nicht nur kardiovaskuläre Erkrankungen, sondern erhöht unter anderem auch das Krebsrisiko. Zwei viel diskutierte Methoden zur Gewichtsreduktion sind Intervallfasten und Senken der Kalorienzufuhr. Forschende haben jetzt untersucht, ob es einen Mehrwert hat, beides zu kombinieren – das war eher nicht der Fall.
Ein Team um Dr. Deying Liu von der Southern Medical University in Guangzhou randomisierte 139 Chinesen mit Adipositas in zwei Gruppen: Eine durfte nur zwischen acht und 16 Uhr essen, während die andere keine zeitliche Beschränkung einhalten musste. Beide erhielten ein tägliches Kalorienlimit von 1.500–1.800 Kcal pro Tag für Männer und 1.200–1.500 Kcal pro Tag für Frauen. Die Teilnehmer hatten einen BMI von 28 bis 45. Raucher und Personen mit schweren Begleiterkrankungen wurden ausgeschlossen.
Signifikanter Gewichtsverlust in beiden Gruppen
97% der Teilnehmer hielten die Intervention immerhin sechs Monate durch und 85% bis zum Ende nach zwölf Monaten. Nach einem Jahr hatten sie ihr Gewicht signifikant reduziert. Allerdings hatten die Personen, die zusätzlich zur Kalorienrestriktion die vorgeschriebenen Essenzeiten berücksichtigt hatten, gegenüber der Gruppe, die nur weniger aß, nicht signifikant mehr Gewicht verloren: Die Reduktion betrug median -8,0 kg vs. -6,3 kg.
Ähnlich verhielt es sich bei weiteren Parametern: Sie hatten sich gegenüber den Ausgangswerten signifikant verbessert, der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war jedoch nicht signifikant. Nach zwölf Monaten betrug die Reduktion der zeitlich eingeschränkten Gruppe gegenüber der anderen beim BMI -2,9 vs. -2,3, beim Taillenumfang -8,8 cm vs. -7,0 cm und beim Körperfettanteil -4,3% vs. -3,0%.
Ähnliche Effekte bei kardiovaskulären Risikofaktoren
Auch bezüglich kardiovaskulärer Risikofaktoren wie Blutdruck, Cholesterinwerten oder Glukosespiegel zeigten sich Verbesserungen, aber keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Es traten keine schweren unerwünschten Ereignisse auf, die Raten der leichten Ereignisse wie Kopfschmerzen oder Schwindel waren ähnlich.
„Die Ergebnisse legen nahe, dass die Beschränkung der Kalorienaufnahme die meisten positiven Effekte erklärt, die in der Gruppe mit der zeitlich begrenzten Ernährungsweise beobachtet wurden“, fassen Liu und Kollegen zusammen. „Trotzdem deuten die Befunde darauf hin, dass das Intervallfasten als alternative Option zur Gewichtsreduktion funktioniert hat.“
Das Zeitfenster, in dem die Teilnehmer vor Studienbeginn gegessen hatten, betrug median gut zehn Stunden. Es sei also zuvor schon relativ kurz gewesen, sodass die Reduktion um zwei Stunden in der Interventionsgruppe gering gewesen sei, geben Dr. Blandine Laferrère vom Columbia University Irving Medical Center in New York et al. in einem begleitenden Kommentar zu bedenken. Das könnte der Grund für die geringen Unterschiede sein. „Personen, deren gewohnheitsmäßige Zeitspanne zum Essen lang ist, profitieren wahrscheinlich am meisten von einer zeitlichen Begrenzung“, schließen sie.
Literatur
Liu D et al. Calorie Restriction with or without Time-Restricted Eating in Weight Loss. The New England Journal of Medicine 2022. https://doi.org/10.1056/NEJMoa2114833
Laferrère B et al. Calorie and Time Restriction in Weight Loss. The New England Journal of Medicine 2022. https://doi.org/10.1056/NEJMe2202821