Online-Artikel 18.05.2016

TAVI: Wie haltbar sind Transkatheter-Herzklappen auf lange Sicht?

Immer mehr Patienten mit schwerer Aortenstenose erhalten eine per Katheter implantierte neue Aortenklappe. Wie aber steht es um die langfristige Haltbarkeit dieser Transkatheter-Herzklappen? Eine neue Studie liefert dazu erste Information.

Die Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI) findet als interventionelle Therapie bei schwerer Aortenstenose immer breitere Anwendung. Anfänglich galt TAVI nur als Option bei inoperablen Patienten oder solchen mit sehr hohem Operationsrisiko. In der Praxis wird dieses ständig verbesserte Therapieverfahren inzwischen zunehmend auch bei jüngeren Patienten mit nicht so hohem Operationsrisiko mit gutem Erfolg genutzt.

Bei diesen Patienten ist zu erwarten, dass sie noch relativ lange mit der neuen Herzklappe leben werden. Umso wichtiger ist es, in Erfahrung zu bringen, wie gut Transkatheter-Herzklappen ihre Funktion auf längere Sicht störungsfrei erfüllen.

Langzeitdaten von 378 Patienten

Informationen dazu hat eine Arbeitsgruppe um Dr. Danny Dvir aus Vancouver in Kanada in einer Studie gesammelt und beim Kongress EuroPCR in Paris vorgestellt. Grundlage ihrer Analyse bildeten Daten von 378 Patienten mit Aortenstenose, die bereits in der Zeit vor Mai 2011 (April 2002 bis April 2011) an zwei Kliniken in Kanada und Frankreich einer TAVI unterzogen worden waren. Seit dem Eingriff waren bei diesen Patienten zwischen fünf und maximal 14 Jahre vergangen.

Den Fokus richteten die Untersucher dabei auf das zeitliche Auftreten von degenerativen Klappenveränderungen, festgemacht an mindestens mittelgradigen Klappeninsuffizienzen und/oder Stenosen (Zunahme des Druckgradienten), die nach einiger Zeit bei echokardiografischen Nachuntersuchungen erstmals entdeckt wurden.

Nach fünf Jahren nehmen Klappenveränderung zu

Wie Dvir berichtete, wurden entsprechende Veränderungen in den ersten Jahren nach TAVI kaum beobachtet. Nach etwa fünf bis sieben Jahren war dann aber eine deutliche Zunahme zu verzeichnen.

Nach rund acht Jahren wies schätzungsweise die Hälfte aller implantierten Transkatheter-Herzklappen degenerative Veränderungen auf, die den in der Studie festgelegten Kriterien entsprachen. Dabei zeigte sich, dass Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz signifikant häufiger betroffen waren als Patienten ohne renale Funktionseinschränkung.

Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Studie naturgemäß nur Aufschluss über die längerfristige Haltbarkeit von Klappensystem der ersten Generation (CribierEdwards, Edwards SAPIEN, SAPIEN XT) geben kann. In der Praxis sind diese Transkatheter-Klappen längst durch eine neue Generation von Klappensystemen abgelöst worden. Wie es um deren Haltbarkeit steht, muss in weiteren Untersuchungen erst noch geklärt werden.  

Literatur

Dvir D. First look at long-term durability of transcatheter heart valves: Assessment of valve function up to10-years after implantation. Vorgestellt in der Sitzung „Late-breaking trials, registries and innovation“ beim Kongress EuroPCR 2016, 16.–20. Mai 2016 in Paris