Lokalanästhesie bei TAVI genauso sicher wie Vollnarkose
Patienten, denen eine TAVI-Klappe implantiert wird, werden heutzutage häufig örtlich betäubt. Doch ist das sicher? Erstmals wurde die Frage nun in einer randomisierten Studie untersucht.
Eine Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) kann auch unter lokaler Betäubung sicher durchgeführt werden. In der randomisierten SOLVE-TAVI-Studie, bei der Prof. Holger Thiele aus Leipzig Erstautor ist, kam es nach einer Lokalanästhesie nicht häufiger zu Komplikationen als unter einer Vollnarkose.
Beide Verfahren gleichwertig
„Die Ergebnisse bedeuten, dass beide Anästhesie-Strategien in der klinischen Praxis für die Behandlung von Patienten mit schwerer Aortenstenose und hohen bis mittlerem Risiko, die einer TAVI erhalten, zum Einsatz kommen können“, bringen die Kardiologen die praktischen Konsequenzen auf dem Punkt.
In der randomisierten Multicenterstudie erhielten 447 Patienten, bei denen eine transfemorale TAVI geplant war, entweder eine Lokalanästhesie mit leichter Sedierung oder eine Vollnarkose.
Auf die Prognose der Patienten hatte die Art der Narkose keinen Einfluss: Der kombinierte primäre Endpunkt aus Todesfällen, Schlaganfällen, Herzinfarkten, akute Nierenstörungen und Infektionen, die Antibiotika erforderlich machten, nach 30 Tagen unterschied sich nicht (bei 27,2% mit Lokalanästhesie vs. 26,4% mit Vollnarkose; p für equivalence=0,015).
Eingriff immer häufiger unter örtlicher Betäubung
Das bedeute, dass die TAVI unter Lokalanästhesie mit leichter Sedierung sicher durchführbar ist, schließen Thiele und Kollegen daraus. Wie sie in der Publikation in „Circulation“ ausführen, wird die TAVI in den letzten Jahren immer häufiger unter örtlicher Betäubung vorgenommen. Die zunehmende Erfahrung der Operateure, Optimierung der Device-Profile und der Einsatz von perkutanen arteriellen Verschlusssystemen hätten dazu geführt, dass manche Teams die Prozedur ausschließlich unter dieser Narkoseart vornehmen.
Patienten wurden aber nicht früher entlassen
Es gab nur einen Punkt, in welchem sich beide Narkoseverfahren signifikant unterschieden: Unter lokaler Betäubung wurden seltener Inotropika und Vasopressoren benötigt (62,8% vs. 97,3%). Die Prozedur dauerte mit beiden Narkosearten genauso lang (108 und 109 Minuten), und wider erwartend konnten die Patienten, die örtlich betäubt worden sind, nicht früher entlassen werden als im Falle einer Vollnarkose (Klinikaufenthalt dauerte jeweils im Mittel 9 Tage). Dies steht im Widerspruch zu vielen Registeranalysen und Metaanalysen, in denen bei Lokalanästhesie der Aufenhalt im Krankenhaus kürzer ausfiel.
Als möglichen Grund für diese Diskrepanz nennen die Studienautoren zum einen den potenziellen Selektionsbias in Untersuchungen ohne Randomisierung. Zum anderen könnte ihrer Ansicht nach das Hochrisikoprofil der Patienten in dieser Studie (EUROScore ≥ 20% und/oder STS-Score ≥ 10% oder hohes Risiko nach Herz Team-Konsensus) eine frühere Entlassung erschwert haben. Viele Hochrisikopatienten würden in Deutschland direkt nach dem Krankenhausaufenthalt in ein Rehabilitationsprogramm überführt, die Kapazitäten seien allerdings meist limitiert, was die Länge des Klinikaufenthaltes beeinflusse, erläutern die Kardiologen die hiesige Situation.
Literatur
Thiele H et al. General versus Local Anesthesia with Conscious Sedation in Transcatheter Aortic Valve Implantation: The Randomized SOLVE-TAVI Trial. Circulation 2020; DOI: https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.120.046451