Intrakoronare Lithotripsie hilfreich bei verkalkten Plaques
Die Kalkzertrümmerung mittels intrakoronarer Lithotripsie kann anscheinend dazu beitragen, die Implantation von Koronarstents im Fall sehr stark kalzifizierter Plaques zu optimieren.
Koronarläsionen können so verkalkt und verhärtet sein, dass auch mit extrem hohem Druck vorgenommene Ballondilatationen nicht ausreichen, die Stenose zu knacken. Bei nicht ausreichend dilatierten kalzifizierten Plaques kommt es dann häufig zu einer risikobehafteten Unterexpansion von implantierten Stents.
Mit der intrakoronaren Lithotripsie (IVL, intravascular lithotripsy) gibt es inzwischen eine neue Methode, bei der stark verkalkte Koronarläsionen mittels Schalldruckwellen intravasal fragmentiert und danach mit niedrigen Druckwerten aufgedehnt werden können. Dabei wird nur der tief liegende Kalk fragmentiert, während weiche Bestandteile der Gefäßwand einschließlich der Intima als Schutz gegen eine Dislozierung von Kalkbruchstücken in das Gefäßlumen unberührt bleiben.
Große randomisierte Studien zur Sicherheit und Effektivität der neuen Methode gibt es noch nicht, dafür aber mehrere prospektive einarmige Multicenter-Studien. Die bislang größte ist die jetzt von Studienleiter Dr. Dean Kereiakes, The Christ Hospital Heart and Vascular Center, Cincinnati, beim virtuellen TCT-Kongress („TCT Connect 2020“) vorgestellte DISRUPT-CAD-III-Studie.
In die Studie sind an 47 Zentren in vier Ländern, darunter auch Deutschland, insgesamt 431 mehrheitlich symptomatische KHK-Patienten mit schwer verkalkten Koronarläsionen (Länge ≤ 40 mm, Diameterstenose ≥ 50%, im Schnitt 65,1% präprozedural) aufgenommen worden. Bei 55,1% aller Prozeduren wurde eine Prädilatation, in 20% eine Post-IVL-Dilatation und bei praktisch allen Patienten (99%) eine Post-Stent-Dilatation vorgenommen.
Erfolg beim Sicherheits- und Effektivitätsendpunkt
Primärer Sicherheitsendpunkt war die Freiheit von kardialen Ereignissen (Herztod, Myokardinfarkt, Zielgefäß-Revaskularisation) innerhalb von 30 Tagen nach der Prozedur. Mit einer beobachteten Rate von 92,2% wurde bezüglich dieses Endpunkts das vorab das mit der US-Gesundheitsbehörde abgestimmte „Performance-Ziel” (84,4%) deutlich übertroffen, berichtete Kereiakes. Die 30-Tage-Rate für kardiale Ereignisse betrug 7,8%, wobei periprozedurale Herzinfarkte den Hauptanteil ausmachten.
Primärer Effektivitätsendpunkt war der „prozedurale Erfolg“, definiert als erfolgreiche Stent-Einlage mit Residualstenose < 50% und ohne kardiales In-Hospital-Ereignis. Hier betrug die entsprechende Erfolgsrate 92,4%, wobei auch in diesem Fall das „Performance-Ziel” (83,4%) übertroffen wurde.
Bei der angiografischen Kontrolle zeigte sich, dass postprozedural bei 99,5% aller behandelten Läsionen eine In-Stent-Residualstenose < 30% bestand, bei einer finalen In-Stent-Residualstenose von 11,9%.
DISRUPT-CAD-III spiegle die ersten Erfahrungen von US-Operateuren mit der intrakoronaren Lithotripsie wieder, resümierte Kereiakes. Dass dennoch die Rate für den prozeduralen Erfolg hoch und die Komplikationsrate niedrig war, spreche dafür, dass die Anwendung der Methode einfach und relativ leicht erlernbar sei.
Literatur
Kereiakes D.: DISRUPT CAD III: Safety and Effectiveness of Intravascular Lithotripsy for Treatment of Severe Coronary Calcification. Vorgestellt in der Sitzung „Late-Breaking Clinical Science II” beim virtuellen TCT-Kongress („TCT Connect 2020”).