Antithrombotische Kombi-Therapie senkt Risiko für alle Gefäßkomplikationen
Bei PAVK-Patienten bleibt das Risiko für wiederkehrende Gefäßkomplikationen nach einem peripheren Revaskularisationseingriff hoch. Wie eine aktuelle Analyse zeigt, lässt sich auch das Risiko für Erst- und Folgeereignisse durch eine duale antithrombotische Therapie senken.
Spätestens wenn eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) so weit fortgeschritten ist, so dass ein revaskularisierender Eingriff an den Beingefäßen notwendig wird, sollten die Patienten kombiniert antithrombotisch behandelt werden. Mit Rivaroxaban 2 × 2,5 mg/d plus ASS 100 mg/d lässt sich das relative Risiko für Gefäßkomplikationen gegenüber einer ASS-Monotherapie um 15% senken. Dies hatte die beim ACC-Kongress 2020 veröffentlichte VOYAGER-PAD-Studie ergeben.
Insgesamt 6.564 Patienten waren in der Studie drei Jahre lang behandelt worden. Erste primäre Endpunkt-Ereignisse, definiert als akute Extremitätenischämie, Amputationen, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod aus kardiovaskuläre Ursache, waren in der Rivaroxaban/ASS-Gruppe bei 508 Patienten (17,3%) und in der ASS-Gruppe bei 584 Patienten (19,9%) aufgetreten (Hazard Ratio, HR: 0,85, p=0,009, absolute Risikoreduktion 2,6). In der Kombigruppe gab es eine Tendenz zu mehr schweren Blutungen (TIMI major bleedings: 2,65% vs. 1,87%, p=0,07).
Erstkomplikationen nur die Spitze des Eisbergs
Beim ACC-Kongress 2021 stellte Prof. Rupert Bauersachs, Direktor der Klinik für Angiologie am Klinikum Darmstadt, eine neue Auswertung der Studienergebnisse vor, die nicht nur die Zeit bis zur ersten Gefäßkomplikation, sondern alle Gefäßkomplikationen der Patienten berücksichtigte. Dabei zeigte sich: Die ersten Gefäßkomplikationen sind nur die Spitze des Eisbergs.
Berücksichtige man Erst- und Folgeereignisse des primären Endpunkts, steige die Zahl der Komplikationen in der Studie von 1.092 auf 1.615, berichtete Bauersachs. Addiert man venöse Thromboembolien und weitere revaskularisierende Eingriffe hinzu, kommt man in Summe auf 4.714 vaskuläre Komplikationen. Etwa ein Sechstel der Patienten erlitt innerhalb von drei Jahren mehrere Gefäßkomplikationen. Die Morbidität dieser Patienten, so Bauersachs, sei sehr hoch.
Viele Patienten mit rezidivierenden Extremitäten-Komplikationen
Die relative Überlegenheit von Rivaroxaban/ASS gegenüber ASS allein unterschied sich nicht zwischen der Betrachtung nur der primären Endpunkte oder aller vaskulären Komplikationen. Die absolute Risikosenkung nimmt aber auf über 10% zu. Insgesamt kam es zu 2.186 vaskulären Komplikationen bei 3.286 Patienten der Kombigruppe (66,5%) und 2.528 Events bei 3278 ASS-Patienten (77,1%).
Tatsächlich erlitten die PAVK-Patienten vor allem periphere Komplikationen wie akute Beinischämie, Amputationen und erneute periphere Gefäßeingriffe. Rivaroxaban/ASS reduzierte die Risiken für die Komplikationen. Auf die kardiovaskuläre Sterblichkeit hatte die Kombination keinen signifikanten Effekt (6,1% vs. 5,3%; HR: 1,14).
Literatur
"Joint American College of Cardiology/Journal of the American Medical Association Late-Breaking Clinical Trials", Jahrestagung der American College of Cardiology, 16.05.2021