Ventrikuläre Ablationstherapie: NOAKs schützen besser als ASS
Im Fall einer Katheterablation ventrikulärer Arrhythmien bietet eine postprozedurale orale Antikoagulation mit einem NOAK einen besseren Schutz vor zerebrovaskulären Komplikationen als eine Plättchenhemmung mit ASS, zeigt eine randomisierte kontrollierte Studie.
Um Patienten, die wegen ventrikulärer Arrhythmien einer Radiofrequenzablation unterzogen werden, vor möglichen zerebrovaskulären Ereignissen effektiv zu schützen, scheint eine orale Antikoagulation mit einem NOAK eine gute Wahl zu sein.
In der randomisierten STROKE-VT-Studie konnte damit das Risiko für ischämische Schlaganfälle und transitorische ischämische Attacken (TIA) im Vergleich zu einer medikamentösen Prävention mit ASS signifikant gesenkt werden. Auch die Rate asymptomatischer und nur per MRT-Bildgebung detektierter zerebrovaskulärer Läsionen (ACE: asymptomatic cerebrovascular events) war in der mit NOAKs behandelten Gruppe deutlich niedriger. Im Hinblick auf Mortalität und Blutungskomplikationen bestanden keine signifikanten Unterschiede zwischen NOAK- versus ASS-basierter antithrombotischer Strategie.
Studienleiter Dr. Dhanunjaya Lakkireddy vom Kansas City Heart Rhythm Institute hat die Ergebnisse der STROKE-VT-Studie beim Kongress der Heart Rhythm Society (HRS 2021) präsentiert. Sie sind simultan im Fachblatt JACC: Clinical Electrophysiology publiziert worden.
Datenlage noch sehr limitiert
Noch immer ist die Datenlage zur Frage des antithrombotischen Managements nach Ablationsprozeduren wegen ventrikulären Arrhythmien sehr limitiert. STROKE-VT ist überhaupt die erst randomisierte Studie, in der zwei Strategien zur Prävention zerebrovaskulärer Komplikationen in diesem Kontext direkt miteinander verglichen worden sind.
In der Studie waren 246 Patienten (mittleres Alter: 60 Jahre) mit ischämischer oder nicht-ischämischer Kardiomyopathie nach linksventrikulärer Radiofrequenzablation von ventrikulären Arrhythmien (Kammertachykardien oder Extrasystolen) per Randomisierung einer Behandlung mit einem NOAK (Dabigatran bei 14, Rivaroxaban bei 40, Apixaban bei 69 Patienten) oder mit ASS (81 mg) zugeteilt worden. Bei 60% der Patienten war die Ablation via transseptalem Zugang und bei 40% retrograd via transaortalem Zugang durchgeführt worden.
Weniger Schlaganfälle und TIAs unter Antikoagulation mit NOAKs
Primärer Studienendpunkt war die Inzidenz von Schlaganfällen oder TIAs oder von mittels MRT-Bildgebung objektivierbaren asymptomatischen Hirnläsionen zum Zeitpunkt nach 24 Stunden und nach 30 Tagen. Es zeigte sich, dass sowohl die Inzidenz von TIAs (18% vs. 4,9%, p<0,001) als auch die von Schlaganfällen (6,5% vs. 0%, p<0,001) in der ASS-Gruppe jeweils signifikant höher war als in der NOAK-Gruppe. Und auch bei der Rate an asymptomatischen Hirnläsionen schnitt die ASS-Gruppe nach 24 Stunden (23% vs. 12%, p = 0,03) und nach 30 Tagen (18% vs. 6,5%, p = 0,006) jeweils deutlich schlechter ab als die NOAK-Gruppe.
Mit Blick auf akute Prozedur-bezogene Komplikationen (12% vs. 16%, p = 0,70) und In-Hospital-Sterblichkeit (3,7% vs. 2,7%, p = 0,73) bestanden dagegen keine Unterschiede zwischen NOAK- und ASS-Gruppe.
Als signifikante Prädiktoren für das postprozedurale Auftreten von zerebrovasklären Ereignissen erwiesen sich neben der Nutzung von ASS als präventive Therapie auch die linksventrikuläre Ejektionsfraktion, ein retrograder transaortaler Zugangsweg und die Dauer der Ablationsprozedur.
Kurze Follow-up-Dauer als Limitierung
Die Studienautoren räumen ein, dass die Inzidenz zerebrovaskulärer Ereignisse in der STROKE-VT-Studie deutlich höher war als in vorangegangenen Studien. Eine mögliche Erklärung könnte nach ihrer Ansicht unter anderen sein, dass die Studienteilnehmer nach der Ablationsprozedur relativ engmaschig – nämlich wöchentlich – klinisch nachkontrolliert wurden. Dadurch könnten mehr TIAs entdeckt worden sein, die bei einer normalen Routinekontrolle möglicherweise nicht aufgefallen wären.
Limitierungen der Studie seien die relativ kurze Follow-up-Dauer sowie fehlende Informationen zur Lebensqualität und zur neurokognitiven Funktion bei den Teilnehmern. Lakkireddy wies in diesem Zusammenhang zudem darauf hin, dass die Patienten in der ASS-Gruppe keine ASS-Aufsättigungsdosis erhalten hatten.
Literatur
Safety And Efficacy Of Periprocedural Direct Oral Anticoagulant Versus Aspirin Use For Reduction Of The Risk Of Cerebrovascular Events In Patients Undergoing Ventricular Tachycardia Radiofrequency Catheter Ablation (STROKE-VT). Vorgestellt beim Kongress der Heart Rhythm Society (HRS 2021), 28. - 31. Juli 2021, Boston.
Lakkireddy D. et al.: SafeTy and Efficacy of Direct Oral Anticoagulant versus Aspirin for Reduction Of RisK of CErebrovascular Events in Patients Undergoing Ventricular Tachycardia Ablation (STROKE-VT). JACC: Clinical Electrophysiology, online 29. Juli 2021