Herzinsuffizienz-Reha: Mühe geben zahlt sich aus!
Bisher war fraglich, ob ein Rehaprogramm gerade älteren, gebrechlichen Herzinsuffizienzpatienten überhaupt etwas nützt. Jetzt liefert eine Studie starke Argumente dafür. Um wirksam zu sein, bedarf es aber spezieller Maßnahmen.
Die Rehabilitation bei Herzinsuffizienzpatienten gilt als schwierig und auch als fraglich effektiv, gerade im höheren Alter. Liegt das daran, dass oft nicht genug auf die Bedürfnisse der Patienten eingegangen wird? Hat ein intensiveres und vor allem individuelleres Rehabilitationsprogramm, das auch die Häuslichkeit einbezieht, mehr Aussicht auf Erfolg?
Das war die These hinter der REHAB-HF-Studie, über die Prof. Dalane Kitzman von der Wake Forest School of Medicine in North Carolina bei der virtuellen ACC-Tagung berichtete. Die Ergebnisse dieser Phase II-Studie wurden zeitgleich im New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Fokus auf gebrechliche, ältere Patienten
Die REHAB-HF-Studie fokussierte auf gebrechliche, ältere Patienten und hatte bei dieser Zielpopulation sehr weite Einschlusskriterien. Die Patienten mussten eine Episode einer akut dekompensierten Herzinsuffizienz hinter sich haben und klinisch stabil sein. Sie mussten – zumindest mit Stock oder Rollator – mindestens vier Meter gehen können. Ansonsten durfte kein akuter Herzinfarkt vorliegen, die Patienten durften nicht schwer niereninsuffizient sein und die geplante Entlassung musste nach Hause und nicht ins Pflegeheim erfolgen, aber das war dann auch alles.
Insgesamt nahmen 145 Patienten teil, die im Mittel 73 Jahre alt waren, zwischen 5 und 6 Komorbiditäten aufwiesen und zu 97% gebrechlich oder annähernd gebrechlich („pre-frail“) waren. Die Patienten wurden randomisiert zu entweder einer innovativen Rehaintervention oder Standardversorgung.
Einzelbetreuung...
Die Standardversorgung war nicht näher definiert und durfte, je nach Arzt und Patient, auch Physiotherapie und/oder eine kardiale oder pulmonale Rehabilitation beinhalten. Bei der Intervention handelte es sich um eine Multi-Domain-Rehabilitation, die, wenn möglich, noch während des stationären Aufenthalts begonnen wurde, spätestens aber unmittelbar danach. In den ersten drei Monaten wurde 3 x pro Woche in einer Rehaeinrichtung trainiert, wobei der Patient während der ganzen Zeit von einem Therapeuten einzeln betreut wurde.
...und Wohnungsvisite inklusive
Es wurde außerdem die Wohnung des Patienten „visitiert“ und dort alles auf ein möglichst unfallfreies, heimbasiertes Training vorbereitet, das der Patient ab dem vierten Monat 5 x pro Woche selbst durchführte. Beim Training ging es um Kraft, Gleichgewicht, Ausdauer und Mobilität, wobei die Intensität jeweils schrittweise gesteigert wurde.
Primärer Endpunkt war die Veränderung der „Short Physical Performace Battery“ (SPPB), ein validierter Score, der in vielen Studien zum Einsatz kommt und der bis zu einem gewissen Grad das klinische Outcome vorhersagt.
Tatsächlich sei es gelungen, mit dieser sehr intensiven Betreuung eine enorm hohe Trainingsadhärenz zu erreichen, betonte Kitzman. 83 Prozent der Patienten hätten das Training bis zum Studienende regelmäßig durchgeführt. Das zahlte sich aus: In allen vier Trainingskategorien verbesserten sich die Patienten im Laufe der insgesamt 36 Trainingssessions deutlich, selbst bei der Ausdauer erreichten zwei von drei Patienten die höchste oder zweithöchste Belastungsstufe.
Deutliche Unterscheide zur Standardversorgung
Vor allem aber gab es signifikante Unterschiede zur Standardversorgung. Der SPPB stieg von rund 6 nach 3 Monaten auf über 8 Punkte, während er in der Kontrollgruppe nur um etwas mehr als einen halben Punkt zulegte. Beim 6-Minuten-Gehtest gab es 34 Meter Unterschied, beim KCCQ-Lebensqualität-Fragebogen waren es 7,1 Punkte Unterschied. All diese Unterschiede seien nicht nur signifikant, sondern vor allem auch klinisch bedeutsam, betonte Kitzman. Keinen Unterschied gab es nach sechs Monaten bei Krankenhauseinweisungen und Sterblichkeit. Dafür sei die Studie mit ihren 145 Patienten allerdings auch nicht gepowert gewesen, betonte der Kardiologe.
„Starkes Argument für Reha plus Training als Standard“
Gute Noten bekommt die REHAB-HF-Studie in einem Editorial im New England Journal, das von Prof. Stefan Anker von der Charité Berlin zusammen mit einem britischen Kollegen verfasst wurde. Insbesondere der Unterschied beim KCCQ wird hier als „substantiell“ bewertet. Die REHAB-HF-Studie liefere ein starkes Argument, eine Rehabilitation mit Trainingsprogramm als Standard nach akuter Dekompensation einzuführen, auch und gerade bei alten, gebrechlichen Patienten, so Anker.
Literatur
Kitzman DW. "Joint American College of Cardiology/New England Journal of Medicine Late-Breaking Clinical Trials", Jahrestagung der American College of Cardiology, 16.05.2021
Kitzman DW et al. Physical Rehabilitation for Older Patients Hospitalized for Heart Failure. N Engl J Med 2021; DOI: 10.1056/NEJMoa2026141
Anker SD, Coats AJS. Exercise for Frail, Elderly Patients with Acute Heart Failure – A Strong Step Forward. N Engl J Med 2021; DOI: 10.1056/NEJMe2106140