Reanimation bei Herzstillstand: Frühe ECMO erhöht Überlebensrate
Durch frühe Einbindung der extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) in die kardiopulmonale Reanimation bei Patienten mit Herzstillstand und refraktärem Kammerflimmern werden deren Überlebenschancen deutlich verbessert, legen Daten einer randomisierten Studie nahe.
Deutlich mehr Patienten mit Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses (OHCA: out of hospital cardiac arrest) und refraktärem Kammerflimmern überleben bis zum Zeitpunkt der Entlassung aus der Klinik, wenn zusätzlich zu den Standardmaßnahmen der Wiederbelebung frühzeitig eine ECMO-Behandlung zum Einsatz kommt.
Dafür sprechen die Ergebnisse der offenen randomisierten monozentrischen Phase-II-Studie ARREST, die Prof. Demetris Yannopoulos, Center for Resuscitation Medicine an der University of Minnesota Medical School, beim virtuellen Kongress der American Heart Association (AHA) vorgestellt hat. Die Publikation erfolgte simultan im Fachblatt „The Lancet“.
Studie wurde vorzeitig gestoppt
Die in den USA vom National Heart, Lung, and Blood Institute (NHLBI) finanzierte Studie, in die ursprünglich rund 150 Patienten aufgenommen werden sollten, ist aufgrund der bereits bei einer Zwischenanalyse sichtbar gewordenen deutlich höheren Überlebensrate in der ECMO-Gruppe vorzeitig gestoppt worden.
Zu diesem Zeitpunkt waren 30 Patienten (mittleres Alter: 59 Jahre, davon 83% Männer) mit Herzstillstand, bei denen auch nach drei Schocks keine Rückkehr eines Spontankreislaufs erreicht werden konnte, auf zwei Gruppen randomisiert worden: Nach Ankunft in der Klinik – für den Transport durften nicht mehr als 30 Minuten verstreichen – waren sie entweder einer sofort eingeleiteten ECMO-Behandlung im Katheterlabor (n=15) oder einer erweiterten Standard-Reanimation (advanced cardiac life support, ACLS, n=15) zugeteilt worden.
Überlebensrate von 43% bei Klinikentlassung
Primärer Endpunkt war das Überleben bis zur Klinikentlassung. Während in der ECMO-Gruppe sechs von 14 analysierten Patienten (43%) diesen Endpunkt erreichten, war es in der ACLS-Gruppe nur einer (7%) von 15 Patienten (Risikodifferenz: 36,2 Prozentpunkte)
Auch nach sechs Monaten lebten noch alle sechs aus der Klinik entlassenen Patienten der ECMO-Gruppe in einem guten funktionellen Zustand. Der einzige Überlebende in der ACLS-Gruppe starb dagegen innerhalb von drei Monaten nach seiner Entlassung (Hazard Ratio: 0,16; 95% Konfidenzintervall 0,06-0,41; p < 0,0001).
Inwieweit die Ergebnisse dieser relativ kleinen monozentrischen Phase-II-Studie zum Nutzen der frühen ECMO-Behandlung auf die Versorgung von Patienten mit Herzstillstand im klinischen Alltag übertragbar sind, bedarf noch der Klärung in größeren multizentrischen Studien.
Literatur
Vorgestellt von Demetris Yannopoulos am 13. November 2020 beim virtuellen Kongress der American Heart Association (AHA).
Yannopoulos D. et al.: Advanced reperfusion strategies for patients with out-of-hospital cardiac arrest and refractory ventricular fibrillation (ARREST): a phase 2, single centre, open-label, randomized controlled trial. Lancet 2020, online 13. November