Myokarditiden bei SARS-CoV-2-positiven Leistungssportlern offenbar selten
Bedenken kamen auf, als sich in ersten Studien mit SARS-CoV-2-positiven Leistungssportlern nach der Infektion relativ häufig MRT-Anzeichen einer Myokarditis nachweisen ließen. Die Ergebnisse einer aktuellen Fallserie wirken dagegen beruhigend.
In einer Fallserie mit 145 Leistungssportlern, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert hatten, ließen sich nur bei zwei Personen Anzeichen einer Myokarditis im MRT nachweisen, wie Radiologen um Dr. Jitka Starekova im JAMA Cardiology berichten.
Prävalenz von 1,4%
Damit ist die Prävalenz mit 1,4% deutlich niedriger als in einer früheren Studie mit insgesamt 26 College-Athleten. In der damaligen Untersuchung von der Ohio State-Universität wiesen vier der Sportler (15%) nach der Infektion im MRT Veränderungen auf, welche die Lake-Louis-Kriterien für eine Myokarditis erfüllten.
Für die aktuelle Studie wurden allerdings deutlich mehr Leistungssportler untersucht, insgesamt 145. Bei allen wurde im Rahmen des von der Universität Wisconsin initiierten Screeningprogramms eine umfassende Nachkontrolle mit EKG, Troponin, transthorakaler Echokardiografie und MRT vorgenommen, um mögliche Spätfolgen der Infektion zu identifizieren. Im Schnitt wurde das MRT 15 Tage nach dem positiven Testergebnis gemacht.
Unspezifisches LGE fand sich häufig
Kleinere Läsionen von nicht-spezifischem Late Gadolinium-Enhancement (LGE) im Septum an der Insertionsstelle des rechten Ventrikels konnten die Radiologen zwar relativ häufig feststellen (bei 26,2%). „Weil dieser MRT-Befund aber als trainingsassoziiert beschrieben wird, haben wir solche isolierten Befunde als nicht übereinstimmend mit einer Myokarditis betrachtet“, erläutern Starekova und Kollegen ihre Schlussfolgerungen.
Aber nur zwei Athleten mit Myokarditis-Anzeichen
Bei zwei Athleten fanden sie allerdings Anzeichen, die nach den Lake-Louis-Kriterien für eine Myokarditis sprechen:
- Fall 1: Asymptomatisch, aber mit EKG-Veränderungen
Der eine von ihnen hatte zunächst keinerlei Beschwerden. Ein Tag vor der MRT-Untersuchung zeigte der Sportler im EKG allerdings nicht-spezifische ST-T-Wellen-Veränderungen. Als wichtigen Befund bezeichnen die Kardiologen die Tatsache, dass der Troponin I-Wert zu diesem Zeitpunkt noch normal war und erst zwei Tage nach der MRT-Untersuchung angestiegen ist (0,04 ng/mL), der höchste Wert wurde 4 Tage danach (0,09 ng/mL) gemessen.
Im MRT waren dann markante Anzeichen einer Myoperikarditis zu sehen: mit fleckförmigen intramyokardialem und subepikardialem LGE, vorwiegend lokalisiert in der apikalen inferolateralen linken Ventrikelwand. Dazu zeigten sich übereinstimmende abnormale T2-gewichtete Signale und perikardiales Signalenhancement. Gemessen im 3T-Scanner lagen die nativen T1- und T2-Zeiten in Gebieten mit LGE bei entsprechend 1223 ms und 57 ms. Die Ejektionsfraktion lag im Normbereich (51%).
Ein Monat später hatten sich die T2-gewichtigen Signale normalisiert, die LGE-Befunde allerdings sind geblieben. Das Troponin lag ebenfalls wieder im Normbereich. Bis auf eine milde Episode von Luftnot hatte der Patient keine Beschwerden gehabt. - Fall 2: Milde Beschwerden, aber ohne Biomarker-Erhöhung
Der zweite Athlet, der durch Myokarditis-Anzeichen auffällig wurde, hatte nach Infektion mit dem Virus drei Tage lang milde bis moderate Beschwerden gehabt. Die Blutwerte waren normal. Zum Zeitpunkt, als das MRT gemacht wurde, war der Sportler wieder symptomfrei.
Im MRT war ein ca. 1 cm großes mildes epikardiales LGE-Areal an der inferioren basalen linken Ventrikelwand zu sehen, inkl. übereinstimmender abnormer T2-gewichteter Signale. Die native T1-Zeit in LGE-Gebieten lag bei 1250 ms. Ein T2-Mapping wurde bei diesem Patienten nicht gemacht. Darüber hinaus fand sich bei dem Mann ein unspezifisches LGE an der RV-Insertionsstelle im Septum, was aber, wie oben erwähnt, nicht als Myokarditis-Befund gewertet wurde.
Bei der Nachuntersuchung ein Monat später ist das LGE-Areal samt der T2-gewichteten Signale wieder verschwunden. Das unspezifische LGE im Ventrikelseptum ist geblieben.
Kardiales MRT für alle verspricht keinen Nutzen
Die Radiologen von der Universität Wisconsin fassen zusammen, dass die Prävalenz von MRT-Befunden, zusätzlich auffälligen Laborwerten und EGK-Anzeichen, die für eine Myokarditis sprechen, in ihrer Untersuchung gering war. Sie halten den Nutzen eines kardialen MRTs bei Leistungssportlern, die keine oder nur geringe Beschwerden unter einer SARS-CoV-2-Infektion hatten und normale Labor- und EKG-Werte aufweisen, deshalb für gering. So sehen das auch andere Experten (genaueres dazu lesen Sie hier).
Als Limitierung weisen die Autoren darauf hin, dass es in ihrer Analyse keine Kontrollgruppe von Sportlern ohne SARS-CoV-2-Infektion gegeben hat. Bei der Beurteilung der Daten ist laut ihnen auch zu berücksichtigen, dass der zeitliche Verlauf einer COVID-19-assoziierten Myokarditis noch nicht verstanden ist. „Somit scheint die optimale Zeit, wann ein MRT gemacht werden sollte, derzeit noch unbekannt zu sein“, geben sie einschränkend zu.
Literatur
Starekova J et al. Evaluation for Myocarditis in Competitive Student Athletes Recovering From Coronavirus Disease 2019 With Cardiac Magnetic Resonance Imaging. JAMA Cardiol. 2021. DOI:10.1001/jamacardio.2020.7444