COVID-19: Diese Herzerkrankungen erhöhen das Risiko für schwere Verläufe
Kardiovaskuläre Erkrankungen und Risikofaktoren beeinflussen den Verlauf von COVID-19, umgekehrt wirkt sich die Infektion auf die Herzgesundheit aus. Das legt eine britische Studie nahe und zeigt: Viele der mit schweren Verläufen assoziierten Risikofaktoren sind modifizierbar.
Neue Erkenntnisse weisen darauf hin, dass COVID-19-Patienten mit Herzerkrankungen verglichen mit denen ohne ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf und Tod haben. Ein britisches Forscherteam untersuchte diesen Zusammenhang in einer Metaanalyse und wertete zudem aus, ob bereits vorhandene kardiovaskuläre Risikofaktoren zu einer schweren COVID-19-Erkrankung beitragen und welche Auswirkungen die Virusinfektion auf die Herzgesundheit hat. Dafür analysierten die Mediziner um Dr. Stephanie Harrison vom Liverpool Heart and Chest Hospital 32 Studien mit jeweils bis zu 45.000 COVID-19-Patienten.
Viele Faktoren mit mehr als doppeltem Risiko assoziiert
Die folgenden Faktoren gingen mit einem erhöhten Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung und dadurch bedingte Mortalität einher:
- Eine Nierenerkrankung, das relative Risiko war für betroffene Patienten um 207% erhöht,
- zerebrovaskuläre Erkrankungen (Risikosteigerung um 175%),
- kardiovaskuläre Erkrankungen (um 165%),
- Hypertonie (um 150%),
- Diabetes (um 109%)
- und Rauchen in der Vorgeschichte (um 26%).
Lebererkrankungen waren mit einem um 180% erhöhten Sterberisiko, aber nicht mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf assoziiert. Auch Adipositas korrelierte alleinig mit einem um 118% gesteigerten Mortalitätsrisiko. Bei Personen, die zum Untersuchungszeitpunkt Raucher waren, war es umgekehrt: Sie hatten ein um 80% erhöhtes Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung, jedoch kein erhöhtes Sterberisiko.
Eine mögliche Erklärung für die größere Gefährdung von Herzpatienten könnte Harrison et al. zufolge sein, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder entsprechende Risikofaktoren Veränderungen an Signalwegen verursachen können, die sich auf die Fähigkeit des Körpers auswirken, effektiv auf das Virus zu reagieren.
COVID-19 kann zu kardiovaskulären Komplikationen führen
Die Studie ergab auch, dass bei Personen, die mit COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, bestimmte kardiovaskuläre Komplikationen vermehrt auftraten. Dazu gehörten venöse Thromboembolien bei 25% der Patienten, Lungenembolien (19%), Arrhythmien (18%), Myokardschäden (10%), Angina pectoris (10%), tiefe Venenthrombosen (7%), Myokardinfarkte (4%) und akute Herzinsuffizienz (2%). „Zu Beginn der Pandemie gab es Bedenken hinsichtlich des Potenzials von COVID-19, kardiovaskuläre Komplikationen zu verursachen oder bestehende Herzkrankheiten zu verschlimmern, aufgrund von Vorkenntnissen über Influenza-Epidemien und Ausbrüche anderer Atemwegsviren. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass diese Bedenken gerechtfertigt waren“, erläutern Harrison und Kollegen in einer Pressemitteilung.
Die Studie zeige, dass COVID-19-Patienten mit Herzerkrankungen oder entsprechenden Risikofaktoren aufgrund der Infektion einem höheren Risiko für Krankenhausaufenthalte, Beatmung oder Tod ausgesetzt seien und möglicherweise eine intensivere Behandlung und Überwachung benötigen. „Die Herzgesundheit zu fördern, kann eine weitere Möglichkeit sein, die Prognose von COVID-19-Patienten zu verbessern. Zu den langfristigen Auswirkungen von COVID-19 auf das Herz ist mehr Forschung erforderlich“, resümieren die Forscher um Harrison. Die Ergebnisse basieren auf Beobachtungsstudien, sodass keine Kausalität nachgewiesen werden konnte.
Literatur
Harrison S et al. Cardiovascular risk factors, cardiovascular disease and COVID-19: An umbrella review of systematic reviews. European Heart Journal 2021. https://doi.org/10.1093/ehjqcco/qcab029.
ESC-Pressemitteilung: Improving heart health may reduce the severity of COVID-19 disease. 10.06.2021