COVID-19-Impfung trotz Myokarditis-Anamnese?
Können sich Patienten mit einer Herzmuskelentzündung in der Vorgeschichte unbesorgt gegen COVID-19 impfen lassen? Eine kleine Studie, die beim Acute CardioVascular Care Kongress der Europäischen Kardiologiegesellschaft (ESC) präsentiert wurde, spricht dafür.
Auch wenn das Myokarditisrisiko bei Erwachsenen nach einer SARS-CoV-2-Infektion deutlich höher ist als nach einer Impfung gegen COVID-19, haben seltene Fälle von Herzmuskelentzündungen nach Impfungen für Verunsicherung gesorgt. Besonders bei Patienten, die in der Vergangenheit bereits Myokarditiden hatten – denn bislang gab es kaum Daten, wie hoch ihr Rezidivrisiko nach einer COVID-19-Impfung ist. Einer neuen Studie zufolge geht diese jedoch nicht mit einem Wiederauftreten der Erkrankung oder anderen schweren Nebenwirkungen einher.
75% der Ungeimpften hatten Angst vor Rezidiv
Dr. Iyad Abou Saleh von den Hospices Civils de Lyon und sein Team bezogen alle Patienten in die Untersuchung ein, die in den vergangenen fünf Jahren wegen akuter Myokarditis stationär in diesem Klinikum behandelt worden waren. Sie befragten die Patienten nach ihrem Impfstatus, wie oft und mit welchem Impfstoff sie geimpft wurden und ob Nebenwirkungen aufgetreten waren. Zudem hatten sie Einblick in die Krankenakten. Die Teilnehmenden waren median 31 Jahre alt, gut 20% waren Frauen.
Bei der Hälfte der 142 Patienten war der Impfstatus bekannt: 55 waren geimpft und 16 ungeimpft. 75% der Ungeimpften nannten als Grund dafür, sich nicht impfen zu lassen, die Angst vor einer erneuten Myokarditis. Bei 66 Patienten war der Impfstatus unbekannt, fünf waren bereits vor Pandemiebeginn verstorben. Unter den Geimpften waren 12 einfach und 43 zweifach geimpft.
Kein geimpfter Patient mit schweren Nebenwirkungen
96% waren mit dem Impfstoff von Biontech geimpft worden, einer mit dem von Moderna und ein weiterer mit dem Vakzin von Johnson&Johnson. Bei keinem von ihnen waren nach der Impfung schwere unerwünschte Ereignisse wie eine erneute Myokarditis oder Arrhythmien aufgetreten und kein Patient war verstorben.
„Diese Ergebnisse liefern beruhigende Daten, die Patienten mit Myokarditis in der Anamnese ermutigen könnten, sich gegen SARS-CoV-2 impfen zu lassen“, fassen Saleh und Kollegen zusammen. Limitationen der Studie sind jedoch die geringe Teilnehmerzahl und dass die meisten Patienten mit dem Impfstoff von Biontech geimpft wurden. Möglicherweise lassen sich die Ergebnisse nicht auf andere verfügbare COVID-Vakzine übertragen.
Literatur
Saleh I et al. Safety of SARS-CoV-2 vaccination in people with a history of acute myocarditis. ESC Acute Cardio Vascular Care Congress 2022.
ESC-Pressemitteilung: COVID-19 vaccination is safe in patients with previous myocarditis. 17.03.2022.