Herzstillstand in der Schwangerschaft – selten, aber tödlich
Ein Herzstillstand im Kontext einer Schwangerschaft ist ein seltenes Ereignis. Wenn es aber passiert, versterben die Frauen oft, zeigen aktuelle Registerdaten. Leider scheinen gefährdete Patientinnen im Vorfeld schwer identifizierbar.
Bei etwa 1 von 20.000 Schwangerschaften kommt es zu einem Herzstillstand, so das Ergebnis einer aktuellen australischen Registerstudie. Die Daten werden im Kontext des diesjährigen ESC-Kongresses in Barcelona präsentiert und sind im Vorfeld im „Journal of the American College of Cardiology“ publiziert worden.
Die Datenbasis der aktuellen Studie lieferte das EndUCD-Register. In diesem Register werden alle im australischen Bundesstaat Victoria außerhalb der Klinik aufgetretenen Herzstillstande dokumentiert. Die Autorinnen um Dr. Elizabeth Paratz suchten in diesem Register nach Fällen, in denen ein Herzstillstand bei einer schwangeren Frau aufgetreten war.
Acht schwangere Frauen erlitten einen Herzstillstand
Während des Untersuchungszeitraumes von April 2019 bis April 2021 sind in dieser Gegend 154.914 Frauen schwanger gewesen. Acht Frauen hatten im Kontext der Schwangerschaft einen Herzstillstand außerhalb der Klinik erlitten, bei sieben Frauen war dieser während der Schwangerschaft (8–22 Schwangerschaftswoche) aufgetreten, bei einer Frau acht Wochen nach der Geburt. Das entspricht einer Inzidenz von 5.2 Fällen pro 100.000 Schwangerschaften. Zum Vergleich: 376 Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht schwanger waren (insgesamt über 1,6 Mio Frauen), erlitten während des Studienzeitraumes im Bundesstaat Victoria einen Herzstillstand (Inzidenz: 23,1 Fälle pro 100.000 Personen).
Hohe Mortalität
Ein Herzstillstand während der Schwangerschaft ist also ein sehr seltenes Ereignis. Wenn es aber dazu kommt, ist die Sterblichkeit sehr hoch. In der aktuellen Studie verstarben sieben Frauen, d.h. nur eine Frau hat überlebt (12,5%). Bei keiner der verstorbenen Frauen wurde ein Kaiserschnitt vorgenommen, weil der Herzstillstand zu einem Zeitpunkt passiert war, zu dem der Fötus noch nicht überlebensfähig war.
Bei fünf der insgesamt acht betroffenen Patientinnen wurde als Ursache für den Herzstillstand eine kardiale Erkrankung angenommen. In zwei Fällen konnte man diese nicht genau spezifizieren, bei einer Frau wurde postmortem eine hypertrophe Kardiomyopathie nachgewiesen, in einem Fall eine nicht-ischämische Kardiomyopathie und bei einer weiteren Frau fand sich eine ischämische Herzerkrankung. Bei den anderen drei Fällen lagen nicht-kardiale Ursachen vor (zwei intrazerebrale Hämorrhagien und ein Aneurysma einer Milz-Arterie). In keinem einzigen Falle war die Schwangerschaft der direkte Auslöser für den Herzstillstand.
Hätte man den Herzstillstand vorhersehen können?
Die Frage, die sich bei diesen Befunden stellt: Hätte man den Herzstillstand bei den betroffenen Frauen vorhersehen können? Man schätze, dass 68% der Todesfälle, die während Schwangerschaften auftreten, vermeidbar seien, machen die Autorinnen deutlich, weshalb die frühe Erkennung von Frauen mit kardiovaskulären Erkrankungen entscheidend sei.
Oft sind Frauen betroffen, bei denen kein hohes Risiko bekannt war
Das Problem im Falle des plötzlichen Herztodes ist allerdings, dass die meisten Fälle bei Frauen passieren, die vorab nicht als Risikopatientinnen eingestuft wurden. Das war auch in der aktuellen Studie der Fall: Keine der Patientinnen hatte vor dem Ereignis jemals einen Kardiologen oder eine auf herzkranke Patientinnen spezialisierte Schwangerschaftsklinik aufgesucht, bei keiner war im Vorfeld eine kardiovaskuläre Diagnose bekannt gewesen. Zwei Frauen galten zwar als adipös, das stellt nach Ansicht von Paratz und Kolleginnen aber kein typischer Grund für eine Überweisung zu einem spezialisierten Schwangerschafts-Team dar. Bei einer Patientin war in der Vorgeschichte ein Drogen- und Alkoholmissbrauch bekannt.
Wie lassen sich also unter den schwangeren Patientinnen mit augenscheinlich niedrigem Risiko solche Frauen identifizieren, die doch ein erhöhtes Herztod-Risiko tragen? Auf diese Frage haben die Kardiologinnen um Paratz derzeit auch keine wirkliche Antwort: Die Identifikation solcher Frauen sei eine anhaltende Herausforderung, machen sie deutlich.
Hilfreich könnte es ihrer Ansicht nach aber sein, wenn in Zukunft mehr Daten zu dieser Fragestellung zur Verfügung stehen. Die routinemäßige Bestimmung des Schwangerschaftsstatus bei Frauen mit einem Herzstillstand außerhalb der Klinik könne zu einer globalen Datensammlung beitragen.
Literatur
Paratz E et al. Clinical and pathologic features of out-of-hospital cardiac arrest in pregnancy: insights from a state-wide registry. JACC Adv. Aug 22, 2022. DOI: 10.1016/j.jacadv.2022.100049
Paratz E: Clinical and pathologic features of out-of-hospital cardiac arrest in pregnancy: insights from a state-wide registry, ESC Congress 2022: 26. bis 29. August in Barcelona