Schlafmangel könnte Übergewicht bei Jugendlichen begünstigen
Kinder und Jugendliche, die zu wenig schlafen, scheinen eher zu Übergewicht und Adipositas zu neigen, legen aktuelle Daten nahe. Offenkundig wird auch, dass die meisten Teenager zu wenig Schlaf bekommen.
Schlafmangel könnte bei Kinder und Jugendlichen die Entwicklung von Übergewicht begünstigen. Ein entsprechender Zusammenhang zeigte sich jedenfalls in einer Studie aus Spanien, deren Ergebnisse beim diesjährigen ESC-Kongress als Abstract präsentiert werden. Heute sind die Details in einer ESC-Pressemitteilung mitgeteilt worden.
„Unsere Studie zeigt, dass die meisten Teenager zu wenig Schlaf bekommen und dies mit einem Gewichtsanstieg und gewichtsfördernden Charakteristika assoziiert ist“, berichtet Studienautor Jesús Martínez Gómez aus Madrid über die Ergebnisse.
Schlaf bekommt höheren Stellenwert
Es mehren sich die Hinweise, dass Schlafgewohnheiten die Herz-Kreislauf-Gesundheit beeinflussen. In einer in diesem Jahr veröffentlichten experimentellen Studie etwa konnte nachgewiesen werden, dass künstlich erzeugter Schlafentzug eine Gewichtszunahme und Ablagerung von Viszeralfett fördert.
Die Ergebnisse der aktuellen Studie gehen nun in eine ähnliche Richtung. Im Rahmen eines spanischen Schulprogrammes (SI! Program for Secondary Schools) wurde die Schlafdauer von 1.229 Kindern und Jugendlichen getrackt. Dafür sollten die Teenager ihren Schlaf über sieben Tage lang mit Wearables überwachen, und zwar insgesamt drei Mal in einem Alter von 12, 14 und 16 Jahren.
Nur ein Drittel der Kinder schlief ausreichend lange
Gemäß aktueller Empfehlungen wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeteilt in „sehr kurze Schläfer“ (˂ 7 Stunden), „kurze Schläfer“ (7–8 Stunden) und „optimale Schläfer“ (≥ 8 Stunden).
Gerade mal 34% der untersuchten Kinder schliefen im Alter von 12 Jahren mindestens 8 Stunden (für 6–12-Jährige werden 9–12 Stunden Schlaf empfohlen). Mit 14 Jahren erreichten nur noch 23% der Jugendlichen eine solche Schlafdauer, mit 16 Jahren sank der Anteil auf 19% (für 13–18-Jährige werden 8–10 Stunden Schlaf empfohlen).
Schlafmangel mit Übergewicht assoziiert
Der dokumentierte Schlafmangel wirkte sich in dieser Analyse auf das Körpergewicht der Teenager aus: So war es für die „sehr kurzen Schläfer“ um 21% (im Alter von 12 Jahren) bzw. 72% (im Alter von 14 Jahren) wahrscheinlicher, übergewichtig oder adipös zu sein als für die „optimalen Schläfer“. „Kurze Schläfer“ hatten ein um 19% (mit 12 Jahren) bzw. 29% (mit 14 Jahren) höheres Risiko für Übergewicht/Adipositas.
Darüber hinaus wiesen sowohl die „sehr kurzen Schläfer“ als auch die „kurzen Schläfer“ im Vergleich zu den „optimalen Schläfern“ höhere Score-Werte für ein Metabolisches Syndrom auf (dafür gemessen wurden u.a. der Hüftumfang, Blutdruck, Blutzucker und Lipidwerte).
„Der Zusammenhang zwischen Schlafmangel und einem ungünstigen Gesundheitszustand war unabhängig von der Energiezufuhr und den körperlichen Aktivitätslevel“, berichtete Gómez. Das wiederum deute darauf hin, dass der Schlaf per se wichtig ist für diese Assoziation, so der spanische Wissenschaftler.
Als Limitation zu beachten gilt es, dass der Schlaf der Probanden nur zu jeweils drei Zeitpunkten für sieben Tage getrackt wurde. Ggf. hat diese Frequenz nicht ausgereicht, um die tatsächliche Schlafqualität der Kinder und Jugendliche akkurat widerzuspiegeln.
Literatur
The abstract “Sleep duration and its association with cardiometabolic outcomes among adolescents enrolled in the SI Program in Spain", ESC Congress 2022; 26. bis 29. August in Barcelona
ESC-Pressemitteilung: Insufficient sleep in teenagers is associated with overweight and obesity, veröffentlicht am 24. August 2022