SGLT2-Hemmer verringert Linksherzhypertrophie
Eine kleine Studie zeigt eine neue Facette im kardialen Wirkspektrum von Dapagliflozin auf: Nach ihren Ergebnissen befördert der SGLT2-Hemmer bei Patienten mit Diabetes auch die Regression einer bestehenden Linksherzhypertrophie.
Dass SGLT2-Hemmern insbesondere bei Herzinsuffizienz therapeutisch von Vorteil sind, haben mehrere große randomisierte Studien übereinstimmend dokumentiert. Die Frage, welche Mechanismen den günstigen kardialen Effekten dieser als Antidiabetika entwickelten Wirksubstanzen zugrunde liegen, beschäftigt nach wie vor die Forschung. Schottische Untersucher liefern dazu nun mit der kleinen DAPA-LVH-Studie einen Beitrag: Nach ihren Ergebnissen scheint der SGLT2-Hemmer Dapagliflozin bei diabetischen Patienten mit linksventrikulärer Hypertrophie (LVH) die vermehrte Herzmuskelmasse verringern zu können.
In dieser randomisierten Studie hat eine Forschergruppe um Dr. Chim C. Lang von der University of Dundee insgesamt 66 normotensive Patienten (mittleres Alter: 67 Jahre) mit Typ-2-Diabetes und gesicherter LVH nach Zufallszuteilung rund ein Jahr lang entweder mit Dapagliflozin (10 mg einmal täglich) oder Placebo behandelt. Um mögliche Veränderungen der LVH zu erfassen, wurden alle Teilnehmer zu Beginn sowie am Ende einer bildgebenden Kardio-MRT-Untersuchung unterzogen. Primärer Endpunkt war die absolute Veränderung der linksventrikulären Masse (LVM).
Absolute LVM-Abnahme um −2,82 g
Wie die Gruppe um Lang berichtet, war in beiden Gruppen eine Abnahme der myokardialen Muskelmasse zu beobachten, die jedoch in der Dapagliflozin-Gruppe ungleich stärker war. Nach einem Jahr stellten die Untersucher in dieser Gruppe placebokorrigiert eine signifikante absolute LVM-Abnahme um −2,82 g fest (95% Konfidenzintervall: −5,13 bis −0,51, p = 0,018).
Die Analyse sekundärer Endpunkte offenbarte weitere günstige Effekte von Dapagliflozin, die allesamt signifikant waren, darunter Reduktionen des systolischen 24-Stunden-Blutdrucks (p= 0,012), des nächtlichen systolischen Blutdrucks (p= 0,017), des Körpergewichts (p< 0,001), des viszeralen Fettgewebes (p< 0,001),des subkutanen Fettgewebes (p= 0.001), der Insulinresistenz (p= 0,017) sowie des Entzündungsparameters hs-CRP (p= 0,049).
„Proof of Concept“–Studie
DAPA-LVH ist nach Ansicht ihrer Autoren die erste randomisierte kontrollierte Studie, in der als „Proof of Concept“ eine LVH-Regression durch einen SGLT2-Hemmer objektiviert werden konnte. Die gezeigte Reduktion der LVM lasse darauf schließen, dass Dapagliflozin günstige Veränderungen der linksventrikulären Struktur (reverse remodeling) initiieren kann, die partiell zu den kardioprotektiven Effekten des SGLT2-Hemmers beitragen könnten.
Literatur
Brown A.J.M. et al.: A randomized controlled trial of dapagliflozin on left ventricular hypertrophy in people with type two diabetes: the DAPA-LVH trial. European Heart Journal 2020, ehaa419, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehaa419