Herzinsuffizienz in der Bevölkerung: Was Männer und Frauen unterscheidet
Ab dem 60. Lebensjahr nimmt die Inzidenz der Herzinsuffizienz sowohl bei Männern als auch Frauen zu. Allerdings gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede in der Epidemiologie dieser Erkrankung, wie Ergebnisse einer Substudie des europäischen BiomarCaRE-Konsortiums belegen.
Herzinsuffizienz tritt ab dem 60. Lebensjahr bei beiden Geschlechtern zunehmend häufiger auf – eine Entwicklung, die mit einer deutlichen Zunahme der Mortalität assoziiert ist. Allerdings steigt die Inzidenz der Herzinsuffizienz bei Männern zunächst rascher an als bei Frauen, die insgesamt seltener von dieser Erkrankung betroffen sind.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Forschergruppe um Studienleiterin Dr. Christina Magnussen vom Universitären Herzzentrum Hamburg in einer retrospektiven Substudie des BiomarCaRE (Biomarker for Cardiovascular Risk Assessment in Europe) Konsortiums. In dieser Studie sollten die geschlechterspezifische Epidemiologie der Herzinsuffizienz, deren Assoziation mit der Mortalität sowie die Bedeutung klassischer kardiovaskulärer Risikofaktoren genauer beleuchtet werden.
Dazu haben Magnussen und ihr Team Daten von 78.657 Personen (mittleres Alter 49,5 Jahre, 51,7% Frauen) aus vier europäischen Kohorten (FINRISK, DanMONICA, Moli-sani, Northern Sweden) des BiomarCaRE Konsortiums ausgewertet, die alle zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung keine Herzinsuffizienz hatten.
Herzinsuffizienz bei Frauen seltener
In einem medianen Follow-up-Zeitraum von knapp 13 Jahren wurde bei 2.399 Frauen (5,9%) und bei 2.771 Männern (7,3%) erstmals eine Herzinsuffizienz diagnostiziert. Die Inzidenz dieser Herzerkrankung stieg nach dem 60. Lebensjahr jeweils deutlich an, bei Männern allerdings initial deutlich rascher als bei Frauen. Erst im Alter von über 85 Jahren überflügelten Frauen bei der Inzidenz die Männer. Mit zunehmender Inzidenz der Herzinsuffizienz erhöhte sich für beide Geschlechter auch das Sterberisiko um mehr als das Fünffache.
Frauen hatten ein weniger ausgeprägtes kardiovaskuläres Risikoprofil als Männer und weniger kardiovaskuläre Erkrankungen. Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigten sich für die Assoziation von systolischem Blutdruck, Herzfrequenz sowie den Biomarkern CRP und NT-proBNP mit inzidenter Herzinsuffizienz, wobei Frauen im Fall erhöhter Werte für diese Parameter jeweils ein geringeres Risiko hatten als Männer.
Antworten auf die Frage, welche pathophysiologischen Mechanismen für diese Unterschiede von Relevanz sind, kann die Studie allerdings nicht geben. Auch lagen den Autoren keine Informationen zum Herzinsuffizienz-Subtyp (Herzinsuffizienz mit reduzierter oder erhaltener Auswurffraktion?) vor.
Literatur
Magnussen C. et al.: Sex-Specific Epidemiology of Heart Failure Risk and Mortality in Europe -Results From the BiomarCaRE Consortium. Am Coll Cardiol HF 2019;7:204–13