PCSK9-Hemmer verbessert Lipidprofil bei pädiatrischen Patienten mit FH
Eine Therapie mit Evolocumab führt bei pädiatrischen Patienten mit heterozygoter familiärer Hypercholesterinämie zu einer signifikanten Senkung der LDL-Cholesterinspiegel additiv zum Effekt anderer Lipidsenker, zeigt die HAUSER-RCT-Studie.
Nach Statinen und Ezetimib scheint nun auch der PCSK9-Hemmer Evolocumab als mögliche Option für die lipidsenkende Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit heterozygoter familiärer Hypercholesterinämie (HeFH) in Betracht zu kommen.
Nach jüngst beim virtuellen Kongress der europäischen Kardiologengesellschaft ESC („The Digital Experience“) vorgestellten und nun in “New England Journal of Medicine” publizierten Ergebnissen der randomisierten HAUSER-RCT-Studie konnten damit die LDL-Cholesterinspiegel der 10 bis 17 Jahre alten Studienteilnehmer im Vergleich zu Placebo im Schnitt um fast 40% gesenkt werden. Alle Teilnehmer hatten wegen ihrer genetisch bedingten Störung des Lipidstoffwechsels bereits vor Studienbeginn eine Behandlung mit Statinen – zum Teil in Kombination mit Ezetimib – erhalten.
LDL-C-Spiegel um 38% gesenkt
In der HAUSER-RCT-Studie sind 157 pädiatrische Patienten (mittleres Alter: 13,7 Jahre) mit HeFH und LDL-C-Spiegeln ≥ 130 mg/dl (im Mittel 184,3 mg/dl) nach Zufallszuteilung jeweils 24 Wochen lang mit Evolocumab (n = 104) oder Placebo (n = 53) behandelt worden. Evolocumab wurde einmal pro Monat in einer Dosierung von 420 mg subkutan injiziert.
Primärer Studienendpunkt war die prozentuale Änderung der LDL-C-Spiegel nach 24 Wochen in Relation zum Ausgangswert. Abzüglich der Veränderung in der Placebo-Gruppe war die Evolocumab-Behandlung mit einer signifikanten mittleren LDL-C-Reduktion um 38,3% assoziiert (p<0,001). Diese prozentuale Änderung korrespondierte mit einer absoluten Abnahme der LDL-C-Spiegel um 68,6 mg/dl.
Ein sekundärer Endpunkt waren die in den Wochen 22 bis 24 Wochen gemessenen LDL-C-Veränderungen. Hier war eine signifikante LDL-C-Reduktion um im Mittel 42,1% durch Evolocumab zu verzeichnen. Auch im Hinblick auf weitere Lipidparameter wie Non-HDL-C und Apolipoprotein B (ApoB) ergaben sich signifikante Unterschiede zugunsten des PCSK9-Hemmers.
Studien von längerfristiger Dauer nötig
Die Studie lieferte keine Anhaltspunkte für mögliche neue Sicherheitsrisiken. Häufigste unerwünschten Ereignisse (mit einer Rate >2%), die unter Evolocumab proportional höher (>1%) waren als unter Placebo, waren Kopfschmerzen, oropharyngeale Schmerzen, Influenza, Erkrankungen vom Influenza-Typ, Infektionen der oberen Atemwege und Obstipation.
Zu bedenken ist, dass die Studiendauer mit 24 Monaten relativ kurz war. Um die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit von Evolocumab bei pädiatrischen Patienten mit HeFH zu klären, bedarf es deshalb weiterer Studien.
Literatur
Santos R.D. et al.: Evolocumab in Pediatric Heterozygous Familial Hypercholesterolemia. N Engl J Med 2020; 383:1317-27. DOI: 10.1056/NEJMoa2019910