24-Stunden-Blutdruckmessung ist am aussagekräftigsten
Eine Bluthochdruck-Diagnose sollte man möglichst mit einer 24-Stunden-Blutdruckmessung bestätigen. Denn zweifellos ist die Messmethode in Bezug auf Spätfolgen aussagekräftiger als der Praxisblutdruck, wie sich nun in einer großen Registerstudie bestätigt hat.
Mit einer ambulanten 24-Stunden-Blutdruckmessung lässt sich die Prognose von Patienten besser vorhersagen als mit der Bestimmung des Praxisblutdrucks. Dass die Messmethode in dieser Beziehung zweifellos die überlegenere ist, hat sich in einer Registerstudie aus Spanien nun erneut bestätigt. Mit über 60.000 Teilnehmern handelt es sich nach Angaben der Studienautoren um die bisher größte Studie, die die Wertigkeit der 24-Stunden-Blutdruckmessung untersucht hat.
„Als Take-Home-Message lässt sich sagen, dass die ambulante Blutdruckmessung ein wertvolles Instrument zur Diagnose des wichtigsten behandelbaren Risikofaktors für vorzeitigen Tod und Behinderung darstellt, nämlich des Bluthochdrucks“, kommentierte Prof. Raymond Townsend die aktuellen Ergebnisse. Man könne nur hoffen, dass diese Studie die Herstellung solcher Blutdruckmessgeräte weiter belebe.
Insgesamt 63.910 Patienten wurden in dem spanischen „Ambulatory Blood Pressure“-Register eingeschlossen und im Mittel 4,7 Jahre lang nachbeobachtet. Die Bestimmung des Praxisblutdrucks und die 24-h-Blutdruckmessung dienten u. a. zur Abklärung einer therapierefraktären Hypertonie, des Verdachts einer Weißkittelhypertonie oder maskierten Hypertonie oder zur Nachkontrolle eines bestehenden Hypertonus. Während des Follow-up verstarben 3.808 Patienten, 1.295 davon an einer kardiovaskulären Ursache.
Eindeutig höhere Korrelation mit dem Sterberisiko
Die Gesamt- und die kardiovaskuläre Mortalität korrelierten dabei eindeutig stärker mit den systolischen Blutdruckwerten in der 24-h-Blutdruckmessung als mit dem Praxisblutdruck. In der 24-h-Blutdruckmessung stieg das relative Sterberisiko mit jedem Anstieg des Blutdrucks um eine Standardabweichung um 58% an (Hazard Ratio: HR: 1,58; adjustiert auf den Praxisblutdruck). In der Praxisblutdruck-Messung betrug die Risikozunahme dagegen nur 2% (Hazard Ratio: HR: 1,02; adjustiert auf den 24-h-Blutdruck).
Auch ein Prognosemodell, in welches neben dem Blutdruck Alter, Geschlecht und andere kardiovaskuläre Risikofaktoren eingingen, lieferte exaktere Ergebnisse, wenn darin der 24-h-Blutdruck statt des Praxisblutdrucks berücksichtigt wurde.
Sterberisiko auch bei Weißkittelhypertonie erhöht
Bei knapp einem Drittel der Registerpatienten (27,7%) konnte eine Weißkittelhypertonie festgestellt werden; die in der Praxis gemessenen Blutdruckwerte waren also erhöht (≥ 140/90 mmHg), die ambulanten 24-h-Blutdruckmesswerte lagen dagegen im Normbereich.
Erstaunlicherweise war das Sterberisiko dieser Patienten genauso hoch wie das von Patienten mit einem bestehenden Hypertonus (HR: 1,79 bzw. 1,80). Dass die Weißkittelhypertonie nicht so harmlos ist, wie früher angenommen, hat sich auch schon in anderen Untersuchungen angedeutet.
Die Studienautoren vermuten, dass das Sterberisiko von Patienten mit Weißkittel-Hypertonie deshalb höher war, weil bei ihnen recht häufig ein metabolisches Syndrom vorgelegen habe; oder es liege daran, dass der 24-h-Blutdruck in dieser Gruppe im Schnitt doch etwas höher war als bei den normotensiven Patienten (119,9/71,9 vs. 116,6/70, 6 mmHg).
Eindeutig die höchste Sterblichkeit hatten aber die Patienten, bei denen eine maskierte Hypertonie entdeckt wurde (normale Praxiswerte < 140/90 mmHg, erhöhte 24-h-Blutdruck ≥130/80 mmHg). Ihr Sterberisiko war um fast das Dreifache erhöht (HR: 2.83). Im konkreten Fall bedeutet das, dass ein 50-jähriger Patient, bei dem eine maskierte Hypertonie diagnostiziert wird, dieselbe Sterblichkeit hat wie eine 14 Jahre ältere Person mit einem normalen Blutdruck.
Literatur
Banegas JR, Ruilope LM, de la Sierra A, et al. Relationship between clinic and ambulatory blood pressure measurements and mortality. N Engl J Med. 2018;378:1509-1520.
Townsend RR. The value in an ambulatory blood-pressure registry. N Engl J Med. 2018;378:1555-1556.