Nach Herzinfarkt haben Rheuma-Patienten eine schlechtere Prognose
Nach einem Myokardinfarkt ist das Sterbe- und Reinfarkt-Risiko bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis auf lange Sicht höher als bei Infarktpatienten ohne Rheuma-Erkrankung, zeigt eine Studie aus Finnland.
Bestand bei Patienten mit erlittenem Myokardinfarkt auch eine Rheumatoide Arthritis (RA), war das Sterberisiko im Zeitraum von 14 Jahren nach Infarkt signifikant um 25% höher als bei Infarktpatienten ohne RA. Die Sterberaten betrugen in dieser Zeit 80,4% versus 72,3%; (Hazard Ratio [HR]: 1,25; 95% Konfidenzintervall [KI]: 1,16-1,35; p<0,0001).
Auch das Risiko für ein erneutes Herzinfarktereignis war im relativ langen Follow-up-Zeitraum nach dem Index-Infarkt in der Gruppe der RA-Patienten signifikant höher (HR 1,22; KI 1,09-1,36; p=0,0001), ebenso das Risiko für Revaskularisationen (HR: 1,28; KI: 1,10-1,49; p=0,002). Bezüglich der Raten für Schlaganfälle bestand hingegen kein Unterschied zwischen Patienten mit und ohne RA (p=0,322).
Vergleich mit „gematchter" Kontrollgruppe
Zu diesen Ergebnissen kommen finnische Untersucher um Dr. Antti Palomäki vom Turku University Hospital in Turku in einer retrospektiven Analyse von Daten eines landesweiten finnischen Registers (CRHF: Care Registry for Healthcare in Finland). Anhand von zwischen 2005 bis 2014 erhobenen Registerdaten haben die Untersucher insgesamt 60.446 Patienten mit Myokardinfarkt ausfindig gemacht, von den 1.614 auch eine RA aufwiesen. Die Subgruppe der RA-Patienten ist dann mit einer „gematchten“ Kontrollgruppe (propensity score matching), bestehend aus 8.070 weitgehend merkmalsgleichen Patienten ohne RA, verglichen worden. Die mediane Follow-up-Dauer betrug 7,3 Jahre.
Als mit einer erhöhten Mortalität assoziierte Faktoren erwiesen sich die RA-Krankheitsdauer und die therapeutische Nutzung von Kortikosteroiden in der Zeit vor dem Herzinfarkt. Pro fünf Jahre Krankheitsdauer erhöhte sich die Mortalität relativ um 6% (HR 1,06, 95% KI 1,04-1,09, p<0,0001). Eine vorangegangene Behandlung mit Kortikosteroiden war mit einem signifikant um 27% höheren Sterberisiko assoziiert. Mit jeder Erhöhung der Kortikosteroid-Dosis um 1 mg/Tag stieg dabei das Risiko signifikant um 5% (HR: 1,05, 95% KI: 1,02-1,08, p=0,002).
Weniger Schlaganfälle bei vorangegangener Methotrexat-Behandlung
In den sechs Monaten vor dem Infarktereignis waren 48,5% aller analysierten RA-Patienten mit oralen Kortikosteroiden, 34,3% mit Methotrexat und 3,0% mit Biologika behandelt worden. Für Methotrexat und Biologika bestand keine signifikante Assoziation mit einer erhöhten Mortalität, eine Behandlung mit Methotrexat ging sogar einer tendenziell niedrigeren Sterberate und einer signifikant niedrigeren Schlaganfallrate einher.
Nach Ansicht der Studienautoren bieten sich mehrere mögliche Erklärungen für die beobachteten Assoziationen an. Sie stellten in ihrer Studie etwa fest, dass RA-Patienten in den ersten sechs Monaten nach dem Infarktereignis seltener Statine erhalten hatten als Infarktpatienten ohne RA (73,1% vs. 77,3%) – möglicherweis aufgrund von Bedenken wegen muskuloskelettaler Nebenwirkungen. Angesichts der gezeigten Risiken müsse aber einer effektiven Sekundärprävention nach Myokardinfarkt gerade bei RA-Patienten besondere Beachtung geschenkt werden, betonen Palomäki und seine Mitautoren.
Literatur
Palomäki A. et al. Patients with rheumatoid arthritis have impaired long-term outcomes after myocardial infarction – a nationwide case-control registry study. Rheumatology 2021, keab204, DOI: https://doi.org/10.1093/rheumatology/keab204