Moderner Troponin-Test verkürzt Herzinfarktdiagnose auf 1 Stunde
Bei Anwendung eines hochsensitiven Tests auf Troponin I kann die Diagnostik beim akuten Koronarsyndrom von bisher 3–6 Stunden auf eine Stunde verkürzt werden.
„Wir werden ab Sommer diesen Jahres am UKE den 1-Stunden-Algoritmus bei Patienten mit Verdachtsdiagnose Herzinfarkt einführen“, erklärte Prof. Stefan Blankenberg, Direktor des universitären Herzzentrums Hamburg-Eppendorf. Die Sicherheit der Diagnose sei dem 3- oder 6-Stunden-Algorithmus äquivalent. „Wir identifizieren Patienten zuverlässig, die wirklich eine Intervention benötigen, ohne dass es zu mehr Herzkathetern kommt“, erklärte Blankenberg bei einer Pressekonferenz bei der DGK-Frühjahrstagung 2015 in Mannheim.
Hochsensitives Troponin I
Blankenberg verwendet das hochsensitive Troponin I von Abbott, welches bei 96% der Bevölkerung Troponin detektiert. Zunächst waren verlässliche Grenzwerte in einer Population von 100.000 Europäern evaluiert worden. Diese liegen bei unter 6 ng/l für die Ausschlussdiagnose sowie bei über 6 ng/l sowie einem Anstieg von 12 ng/l innerhalb von einer Stunde.
Die hamburger Arbeitsgruppe evaluierte den 1-Stunden-Algoritmus bei 1.000 konsekutiven Patienten, die mit Herzinfarkt-Verdacht (NSTEMI) eingeliefert wurden. Bei Aufnahme sowie eine Stunde später wurde das extrem sensitive Troponin bestimmt.
40% der Patienten gehen nach einer Stunde nach Hause
40% der Patienten zeigten nach einer Stunde Werte unter 6 ng/l. Diese erwiesen sich zu 98,8% als tatsächlich herzgesund. Der negative Vorhersagewert war somit ebenso gut wie bei Tests nach 3 oder 6 Stunden.
Bei knapp 16% war der Troponin-T-Wert nach einer Stunde um 12 ng/l angestiegen. Sie wurden umgehend im Katheterlabor behandelt. Bei 92,7% der Patienten fand man dort Befunde, die interventionell behandelt wurden. Der positive Vorhersagewert war somit ebenso hoch wie bei älteren Tests, so Blankenberg.
44% der Patienten fielen weder in die eine noch in die andere Kategorie. Diese Patienten bleiben im Krankenhaus und werden weiter nicht-invasiv abgeklärt. Diese sog. „Grauzone“ stellt sich im 1-Stunden-Algorithmus nicht breiter dar als beim bisherigen Vorgehen, betonte Blankenberg.
„Keinesfalls mehr invasive Untersuchungen“
Letztlich werden durch eine genauere vorgeschaltete Diagnostik sogar weniger Patienten invasiv behandelt, resümierte Blankenberg. Denn mit dem sensitiveren Test können wir besser unterscheiden zwischen Patienten, die nichtinvasiv abgeklärt werden und solchen, die sofort ins Katheterlabor müssen. Wenn der Algorithmus konsequent umgesetzt wird, komme man auf keinen Fall zu mehr invasive Untersuchungen.
Literatur
81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V., Mannheim, 8.-11.4.2015