Kardioprotektiver Nutzen von SGLT2-Hemmern: Ertugliflozin tanzt aus der Reihe
Der SGLT2-Hemmer Ertugliflozin hat sich in der VERTIS-Studie unter kardiovaskulärem Aspekt als sicher erwiesen. Eine Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse konnte damit aber – im Unterschied zu anderen SGLT2-Hemmern – augenscheinlich nicht erzielt werden.
Das US-Unternehmen Merck (in Deutschland: MSD) hat in einem geschäftlichen Quartalsbericht beiläufig auch den grundsätzlichen Ausgang der VERTIS-Studie publik gemacht. Danach ist das Ziel, eine „Nicht-Unterlegenheit“ von Ertugliflozin im Vergleich zu Placebo bezüglich der Inzidenz von schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignissen bei Risikopatienten mit Typ-2-Diabetes nachzuweisen, erreicht worden. Ertugliflozin hat sich damit unter kardiovaskulärem Aspekt als sicher erwiesen.
Nachweis der Überlegenheit verfehlt
Den Nachweis seiner Überlegenheit als sekundärem Studienziel ist Ertuglifluzin allerdings schuldig geblieben – und zwar sowohl bezüglich des kombinierten Endpunktes kardiovaskulärer Tod plus Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz als auch bezüglich eines renalen Studienendpunktes (renal verursachter Tod, terminale Niereninsuffizienz, Verdopplung des Serumkreatinins). Dem Geschäftsbericht zufolge soll aber eine Abnahme von Klinikeinweisungen wegen Herzinsuffizienz beobachtet worden sein, auch wenn dies anscheinend kein präspezifizierter Endpunkt für die statistische Testung war.
Die detaillierten Ergebnisse sollen laut Studiensponsor Merck im Juni beim – voraussichtlich virtuell präsentierten - Kongress der American Diabetes Association (ADA) vorgestellt werden.
Einer 2018 publizierten Beschreibung des Projekts zufolge sind in der randomisierten VERTIS-Studie (Evaluation of Ertugliflozin Efficacy and Safety Cardiovascular Outcomes) insgesamt 8.238 Patienten mit Typ-2-Diabetes und manifester atherosklerotischer Gefäßerkrankung nach Zufallszuteilung mit Ertoglifluzin oder Placebo additiv zur Standardtherapie behandelt worden. Auch VERTIS steht auf der inzwischen langen Liste der klinischen Outcome-Studien, in denen neue Antidiabetika nach einer 2008 verfügten Auflage der US-Gesundheitsbehörde FDA ihre kardiovaskuläre Unbedenklichkeit zu beweisen haben.
Mit anderen SGLT2-Hemmern mehr erreicht
Diese Studien haben, was etwa die SGLT2-Hemmer betrifft, zu partiell überraschenden Ergebnissen geführt – konnte doch gezeigt werden, dass diese neueren Antidiabetika die Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse nicht nur nicht erhöhen, sondern substanziell verringern. In den Studien EMPA-REG-OUTCOME (mit Empagliflozin), CANVAS Canagliflozin) und DECLARE-TIMI-58 (mit Dapagliflozin) konnte jeweils eine präventive Wirkung nachgewiesen werden.
Vor allem die kardiovaskuläre Mortalität und Klinikeinweisungen wegen Herzinsuffizienz wurden verringert. Dapagliflozin hat sich mittlerweile zudem in der DAPA-HF-Studie als neue Option zur Prognoseverbesserung bei Herzinsuffizienz profiliert – gleichermaßen bei Patienten mit und ohne Diabetes. Für alle drei genannten SGLT2-Hemmer liegen zudem Studienbelege für renoprotektive Effekte vor.
Warum angesichts dieser Studienlage die Ergebnisse der VERTIS-Studie mit Ertugliflozin so gar nicht ins Bild passen, ist derzeit unklar. Genaueres dazu wird sich wohl erst nach Präsentation der kompletten Studienergebnisse im Juni sagen lassen.
Literatur
Finanzbericht des US-Unternehmens Merck: Merck Announces First-Quarter 2020 Financial Results