Vorhofflimmern: Reduziertes Demenzrisiko nach Katheterablation?
Bei Patienten mit Vorhofflimmern geht eine Katheterablation im Vergleich zur medikamentösen Behandlung mit einem geringeren Demenzrisiko einher, legt eine neue Studie nahe. Selbst nach dem Herausrechnen von Schlaganfallpatienten blieb die Assoziation konsistent.
Obwohl die pathophysiologischen Mechanismen von Demenz weitgehend unbekannt sind, gibt es Hinweise darauf, dass Vorhofflimmern zur Entwicklung von kognitiven Dysfunktionen und Demenz beitragen kann. Frühere Studien zeigen auch, dass eine Katheterablation bei Patienten mit Vorhofflimmern das Herz für einen längeren Zeitraum in seinen normalen Rhythmus zurückkehren lässt als Antiarrhythmika.
Eine koreanische Studie ergab jetzt, dass das Demenzrisiko von Patienten mit Vorhofflimmern nach einer Katheterablation fast um ein Drittel geringer war als bei Vergleichspersonen, die versuchten, die Rhythmusstörung mit Medikamenten zu kontrollieren. Die Probanden wurden durchschnittlich mehr als vier Jahre nachbeobachtet.
Demenzrisiko war um 27% kleiner
Forscher um Dr. Daehoon Kim von der Yonsei Universität in Seoul analysierten koreanische Versicherungsdaten von rund 830.000 Patienten mit Vorhofflimmern. Sie identifizierten mehr als 9.000 Personen, die eine Ablation erhielten, und fast 18.000 Patienten, die medikamentös behandelt wurden. Innerhalb der Nachbeobachtungszeit gab es 164 Demenzfälle unter den abladierten und 308 unter den medikamentös therapierten Patienten. Das entspricht einer Inzidenzrate von 5,6 bzw. 8,1 pro 1000 Personenjahre oder einem um 27% geringeren Demenzrisiko in der Ablations- im Vergleich zur Medikamentengruppe.
Bei der Analyse verschiedener Demenzformen stellten die Wissenschaftler fest, dass eine Katheterablation im Vergleich zu einer medikamentösen Therapie mit einem um 23% geringeren Alzheimerrisiko und einem um 50% niedrigerem Risiko für vaskuläre Demenz einherging. Nachdem die Patienten, bei denen während der Nachbeobachtungszeit ein Schlaganfall aufgetreten war, herausgerechnet wurden, war das Ablationsverfahren immer noch signifikant mit einem niedrigeren Risiko für allgemeine und vaskuläre Demenz assoziiert, jedoch nicht für Alzheimer.
Kein Effekt bei nicht erfolgreicher Ablation
In einer Subgruppe mit knapp 6.000 gematchten Patienten, die eine Ablation erhalten hatten, untersuchten die Forscher, ob die niedrige Demenzrate mit dem Eingriff selbst oder den dadurch erzielten Verbesserungen assoziiert war. Eine nicht erfolgreiche Ablation definierten sie als Notwendigkeit von wiederholter Ablation, Kardioversion oder medikamentöser Therapie, was auf 45% der Patienten zutraf. Ein Vergleich der Gruppen ergab, dass eine erfolgreiche Ablation mit einem signifikant um 44% verringerten Demenzrisiko einherging, während bei fehlgeschlagener Ablation keine signifikante Verbesserung festgestellt werden konnte.
Dies deute darauf hin, dass der wiederhergestellte regelmäßige Herzrhythmus bei erfolgreicher Ablation und nicht das Verfahren selbst zu einem geringeren Demenzrisiko bei Patienten mit Vorhofflimmern beitragen könne, so die Studienautoren. Randomisierte Studien seien notwendig, um die Beobachtungen zu verifizieren.
Auch nach Anpassung an Geschlecht, Wohngebiet, Zugang zu Gesundheitsversorgung, Herzinsuffizienz, Schlaganfall in der Vorgeschichte, blutverdünnende Medikamente und mit dem CHA2DS2-VASc-Score berechnete Schlaganfallprognose blieb die Assoziation zwischen Ablation und geringem Demenzrisiko konsistent.
Literatur
Kim D et al. Less dementia after catheter ablation for atrial fibrillation: a nationwide cohort study. European Heart Journal 2020. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehaa726
ESC-Pressemitteilung: Catheter ablation linked to reduced risk of dementia in patients with atrial fibrillation. 07.10.2020.